Trendwende für europäische Aktien

Volatilität und Unsicherheit prägten in der vergangenen Dekade den europäischen Aktienmarkt. Der Fokus vieler Investoren lag entsprechend auf US-Aktien. Ausgerechnet die Coronakrise könnte nun eine Trendwende bringen: Einer Fondsmanagerumfrage der Bank of Amercia (BofA) zufolge rücken europäische Aktien im Vergleich zu US-Aktien in der Gunst der Anleger nach vorne. Beatrix Ewert, Client Portfolio Manager bei Lazard Asset Management, überrascht das nicht: „Die Krise bietet Anlegern die Möglichkeit, Aktien zu identifizieren, die unabhängig von Marktzyklen wachsen und ihre Erträge auf längere Sicht steigern können.“ Vor allem mit Abschlägen bewertete europäische Value-Titel böten interessante Chancen.

Den Zahlen der BofA zufolge seien zuletzt 16 Prozent der internationalen Fondsmanager in europäischen Aktien übergewichtet gewesen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vormonaten. Und: Fast jeder fünfte Fondsmanager wolle seine europäischen Positionen in den kommenden zwölf Monaten weiter ausbauen. Kein anderer Markt habe demnach so deutlich an Gunst gewonnen wie der europäische. Ein Vergleich der beiden Leitindices S&P 500 sowie Stoxx Europe 600 zeigt zudem, dass der europäische Leitindex seit Juni besser performt hat als sein amerikanisches Pendant.

Nach Ansicht von Portfoliomanagerin Ewert sprechen verschiedene Punkte derzeit für europäische Aktien: „Die anstehenden US-Wahlen im November sowie das schlechte Corona-Management trüben die Aussichten für den US-Aktienmarkt. Hinzu kommt, dass die Gesamtperformance des US-Aktienmarktes von einigen wenigen Technologieaktien abhängig ist. Deren hohe Bewertungen bergen jedoch auch Risiken für Anleger.“ Zudem verweist die Expertin darauf, dass sich die Märkte derzeit stark darauf konzentrieren würden, wie sich der weitere Verlauf der Pandemie gestalte – und sieht Europa hier im Vorteil. „Die Gesundheitssysteme der meisten europäischen Länder haben die Krise bislang bewundernswert gemeistert. Sie hielten sich während der Spitzenzeiten der Pandemie recht gut und sind nun besser auf mögliche nachfolgende Infektionswellen vorbereitet“, argumentiert Ewert. 

Massive geld- und fiskalpolitische Unterstützung

Einen wesentlichen Anteil an der robusten Entwicklung der europäischen Aktienmärkte habe nach Ansicht der Portfoliomanagerin die aggressive geld- und fiskalpolitische Reaktion von Regierungen und Europäischer Zentralbank (EZB). „Die Geschwindigkeit und der Umfang der fiskalpolitischen Maßnahmen trugen dazu bei, dass die angeschlagenen Volkswirtschaften den durch COVID-19 ausgelösten Schock auffangen konnten und die Märkte von ihren Tiefstständen Ende März nach oben getrieben wurden“, sagt Ewert. Allerdings bestehe das Risiko, dass die weitere realwirtschaftliche Erholung nicht mit dem derzeitigen Optimismus der Finanzmärkte übereinstimme. „Je mehr Stimulierungsmaßnahmen von Regierungen und Zentralbanken ergriffen werden, desto mehr Anleger scheinen eine vollständige Erholung und eine Inflation der Vermögenspreise zu antizipieren“, so Ewert. Dies könnte Regierungen und EZB dazu veranlassen, weiterhin Unterstützung zu leisten. 

Dabei dürfte die wirtschaftliche Erholung in Europa von Land zu Land unterschiedlich verlaufen. Fiskalische Stärke und die höhere Verschuldung infolge des Stimulus seien hier wichtige Variablen. „Eine höhere Verschuldung birgt ein erhebliches Risiko für Länder wie Italien, das bereits vor der Krise ein erhebliches Defizit aufwies. Dagegen hat etwa Deutschland die Krise im Allgemeinen gut bewältigt und auch die bei weitem stärksten fiskalischen Anreize geschaffen“, so Ewert. Die Schuldenstände von Regierungen und Unternehmen hätten auch Auswirkungen auf künftige Risiken und Erträge. „Natürlich wollen die Zentralbanken ausreichende Inflationsniveaus erreichen, damit die Volkswirtschaften schneller wachsen können als der zugrunde liegende Zinssatz für ihre Schulden. Eine höhere Inflation würde die langfristige Verschuldung im Verhältnis zum BIP verringern. Sie birgt jedoch zugleich die Gefahr, dass die Zentralbanken in Zukunft die Zinssätze werden erhöhen müssen, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen“, argumentiert die Portfoliomanagerin. Ewert rechnet jedoch nicht mit einem Anstieg der Zinssätze in unmittelbarer Zukunft. Das könnte sich stützend auf die Bewertung von Vermögenswerten im Allgemeinen auswirken. 

Nachhaltige Unternehmen dürften von Impulsen zur Erholung profitieren

Insgesamt habe die Krise nach Ansicht von Ewert eine Gelegenheit geschaffen, Positionen in europäischen Unternehmen auf- bzw. auszubauen, die unabhängig von Marktzyklen wachsen und ihre Erträge steigern können. „Die Krise hat zu historischen Abschlägen in einigen Marktbereichen und Branchen geführt, die wir als attraktiv erachten, sobald Europa die nächste Phase des Wirtschaftszyklus durchläuft“, erklärt Ewert. So habe die Pandemie bestimmte Trends beschleunigt und zu einer strukturellen Verschiebung in einigen Endmärkten geführt. „Branchen, die davon profitieren sollten, sind Online-Händler, Lagerautomatisierung, Technologieunternehmen, die eine verbesserte IT-Infrastruktur, digitale Zahlungen und Processing anbieten, sowie Unternehmen, die Hygiene und Infektionsschutz anbieten“, sagt Ewert. Aber auch Unternehmen des Luft- und Raumfahrtsektors sowie Einzelhändler, die in ihr Online-Geschäft investieren, könnten schnell wieder auf eine wirtschaftliche Erfolgsspur kommen. Attraktiv seien auch Unternehmen, die erneuerbare, kohlenstoffarme Emissionstechnologien anbieten. „Wenn wir Unternehmen weltweit vergleichen, fällt auf, dass Europa in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung besonders nachhaltig und weltweit führend ist. Nachhaltig orientierte Unternehmen dürften zudem von den Klimaschutz-Vorgaben des europäischen Corona-Wiederaufbaufonds sowie des Green Deals und den damit verbundenen höheren Infrastrukturausgaben auf dem Kontinent profitieren“, hebt die Portfoliomanagerin hervor. Höhere Ratings seien damit gerechtfertigt.

Ewert sieht zudem insbesondere bei europäischen Value-Aktien gute Investmentopportunitäten. „Die Abschläge, die in einigen Bereichen von Value-Aktien verfügbar sind, haben sowohl im historischen Vergleich als auch relativ zum breiteren Markt nie gesehene Tiefststände erreicht. Es erscheint deshalb allmählich angebracht, in den nächsten Phasen dieses Wirtschaftszyklus über Value-Titel nachzudenken“, so die Expertin. 

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