Ausstellung zum „Mies van der Rohe Award“ in Köln eröffnet: Baukultur Nordrhein-Westfalen zeigt die besten Bauten Europas bis 20. November im Landeshaus

Herausragende Bauwerke und innovative Architektur aus Ländern der Europäischen Union der vergangenen zwei Jahre – das sehen Besucher*innen der Ausstellung zum „Mies van der Rohe Award 2019”, die Baukultur Nordrhein-Westfalen im Landeshaus in Köln gestern eröffnet hat. Ab heute ist die Ausstellung bis zum 20. November kostenlos im Landeshaus zu besuchen. Die Ausstellung in Köln ist ein Kooperationsprojekt von Baukultur Nordrhein-Westfalen mit der Fundació Mies van der Rohe Barcelona, Creative Europe, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt. Aufgrund der Covid-19-Pandemie fand die Eröffnung als geschlossene Veranstaltung mit geladenen Gästen statt; die begleitenden Veranstaltungen sind ebenfalls coronabedingt abgesagt

Der Mies van der Rohe Award – Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – ist der wichtigste europäische Architekturpreis und zeigt die aktuellen Entwicklungen in der Architektur. In der Ausstellung werden die 40 überzeugendsten Projekte aus den vergangenen zwei Jahren vorgestellt. Die aktuelle Ausgabe des Mies van der Rohe Awards wurde zwar bereits 2019 juriert, aber seine architektonischen Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen könnten nicht aktueller sein. So betonte Ursula Kleefisch-Jobst, Generalkuratorin des Museums der Baukultur, bei der Eröffnung: „Die Auszeichnung würdigt nicht nur eine herausragende architektonische Leistung, sondern der Preis selbst erweist sich wieder einmal mehr als Seismograf für wichtige architektonische Herausforderungen in Europa.“

Dass die Ausstellung als einzige Station in Deutschland im Landeshaus des Landschaftsverbandes Rheinland in Köln gezeigt wird, hat auch seine besondere Bewandtnis, worüber sich Detlef Althoff, LVR-Bau- und Umweltdezernent, bei der Eröffnung besonders freute: „Der wichtigste europäische Architekturpreis trägt den Namen eines der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts: Mies van der Rohes architektonische Haltung ist der Maßstab für die Preisvergabe.“ Das Landeshaus aus den 1950er Jahren ist ganz im Sinne des architektonischen Konzeptes von Mies van der Rohe von den Architekten Eckhard Schulze-Fielitz, Ernst von Rudloff und Ulrich Schmidt von Altenstadt entworfen worden.

Wohnbauprojekt in Bordeaux ausgezeichnet

Die Auszeichnung des Mies van der Rohe Awards ging an ein wegweisendes Wohnbauprojekt: der geschickte Umbau von drei Wohnblöcken aus den 1960er Jahren in Bordeaux durch das Architekturbüro Lacaton & Vassal gemeinsam mit Frédéric Druot und Christophe Hutin. Die 530 Sozialwohnungen wurden erweitert durch vorgefertigte Wintergärten, die einerseits als thermischer Puffer funktionieren und andererseits mehr Wohnraum und gemeinschaftlichen Kommunikationsraum für die Mieter schaffen. Das Umbaukonzept der Architekten erwies sich als weitaus wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer als ein zunächst geplanter Neubau.

Berliner Projekt im Finale

Im Finale waren außerdem der Lobe Block in Berlin von Brandlhuber + Emde, Burlon und Muck Petzet Architekten, bei dem durch die außenliegenden Treppen und Terrassen öffentlicher und privater Raum miteinander verschmelzen, ein radikales Experiment. Die Neugestaltung des Skanderbeg-Platzes in Tirana, Albanien, von 51N4E gemeinsam mit Anri Sala, Plant en Houtgoed und iRI zeigt, wie die Monumentalität dieser kommunistischen Anlage gebrochen werden kann, um neue, individuelle Aufenthaltsqualitäten zu schaffen. Den desolaten Pavillon einer psychiatrischen Klinik im belgischen Melle verwandelten architecten de vylder vinck taillieu in einen vertikalen Freiraum. Das Plasencia Auditorium und Kongresszentrum in Spanien von selgascano ist ein „optimistisches Gebilde“ in einer strukturschwachen Region. Den Nachwuchspreis erhielt das junge französische Büro BAST für seinen minimalistischen Anbau einer Mensa an die Dorfschule in Montbrun-Bocage in der Nähe von Toulouse.

Die Beiträge der fünf Finalisten werden in der Ausstellung ausführlich vorgestellt, unter anderem anhand von Modellen und Videos. Ferner zeigt die Ausstellung 35 weitere Bauten, die aus den knapp 400 nominierten Projekten von der hochkarätigen Jury unter dem Vorsitz von Dorte Mandrup ausgewählt wurden. Im Zentrum der Jurydiskussionen standen die gesellschaftlichen Aufgaben der Architektur: Was kann gute Architektur zu den großen Fragen unserer Zeit beitragen, zum Umgang mit Ressourcen, zur Wohnungsfrage, zur Bodenfrage, zu Orten sozialer Begegnung? Nachhaltigkeit wird nicht mehr ausschließlich mit energetischen Standards und ressourcenschonenden Materialien in Verbindung gebracht, sondern mit einer kreativen Herangehensweise an bereits Vorhandenes. Der beste Beweis dafür ist, dass von den 40 Projekten auf der Shortlist fast 20 Umbauten oder Erweiterungen sind. Damit erfüllt der Preis neben seiner architekturanalytischen auch eine zentrale baukulturelle Aufgabe: Architektur und ihre Qualitätsansprüche in Ausrichtung auf gesellschaftliche Entwicklungen und Aufgaben zu bewerten.

Der Mies van der Rohe Award

Der Mies van der Rohe Award ist die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste in der Architektur in der EU. Verliehen wird der Preis alle zwei Jahre für Projekte, deren innovativer und hervorstechender Charakter als Orientierung für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient. Der Nachwuchspreis versteht sich als Förderung des Berufsstandes und als Ermutigung für Architekt*innen am Beginn ihrer Karriere. Mehr als 70 Expert*innen nominierten knapp 400 Pro-jekte, von denen die Jury 40 Bauten für die Shortlist auswählte, die in der Ausstellung zu sehen sind.

Mies van der Rohe Award 2019 – die Ausstellung in Köln

Eine Ausstellung der Fundació Mies van der Rohe, Barcelona, und Creative Europe mit Baukultur Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und dem Landschaftsverband Rheinland. Die Präsentation in Köln wird erweitert um einen Ausstellungsteil zur Architektur des Landeshauses. Das Gebäude aus den 1950er Jahren ist ganz im Sinne des architektonischen Konzeptes von Mies van der Rohe von den Architekten Eckhard Schulze-Fielitz, Ernst von Rudloff und Ulrich Schmidt von Altenstadt entworfen worden.

Pressefotos und weiteres Material finden Sie hier auf unserer Website.

Laufzeit: 22. Oktober – 20. November 2020
Ausstellungsort: LVR-Landeshaus, Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln
Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa: 12 – 18 Uhr; Do: 12 – 20 Uhr; Eintritt frei
Kurator*innen der Hauptausstellung: Ivan Blasi, Anna Sala Giralt
Kuratoren der Ausstellung zum Landeshaus: Daniel Lohmann, Norbert Hanenberg
Ausstellungsgestaltung: Jordi García
Grafikdesign: Valentina Pulian and Spread
Video Produktion: Nihao Films
Katalog: Ein Katalog zur Ausstellung präsentiert die Projekte der Shortlist und ist im Rahmen der Ausstellung im Landeshaus des LVR erhältlich.
Gestaltung Ausstellungblatt: Lars Staack, deserve.de
Ausstellungsinformationen: baukultur.nrw/museum/ausstellungen/mies-van-der-rohe-award-2019

Kuratorium: Ajuntament de Barcelona, Ministerio de Fomento, Generalitat de Catalunya. Departament de Territori i Sostenibilitat, Col·legi d’Arquitectes de Catalunya, Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona, Fira de Barcelona, The Museum of Modern Art New York, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin

Unterstützt von: Knoll, USM, Viabizzuno, ALMA Barcelona, arch daily, world-architects.com

Über Baukultur Nordrhein-Westfalen e. V

Baukultur Nordrhein-Westfalen ist als Institution im Land die Adresse für Baukultur. Wir initiieren, organisieren, vernetzen und kommunizieren aktuelle baukulturelle Themen. Dazu kooperiert Baukultur Nordrhein-Westfalen mit vielen Partnern und unterstützt beispielhafte Projekte Dritter. Mit dem eigenen Museum der Baukultur präsentiert und inszeniert Baukultur Nordrhein-Westfalen wichtige gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen – in NRW und über die Landesgrenzen hinaus. Diese Form eines mobilen Museums der Baukultur ist weltweit einzigartig. Baukultur Nordrhein-Westfalen führt die Arbeit der Vereine StadtBauKultur NRW und Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) zusammen, die seit 2001 Themen der Baukultur verantwortet und umgesetzt haben. Gefördert wird Baukultur Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

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