2020 – auch im Hainich ein ungewöhnliches Jahr

Was für ein Jahr! Zum Jahresbeginn ahnte niemand, was ein Corona-Virus in unserer Gesellschaft anrichten und alles durcheinanderwirbeln würde. Mit den Einschränkungen im Frühjahr und dann nach einer Öffnung wieder ab Spätherbst kam vieles zum Erliegen: Infostellen, Baumkronenpfad und Wildkatzendorf wurden geschlossen, Führungen und Veranstaltungen abgesagt. Feierlichkeiten waren kaum möglich oder mussten in kleinem Rahmen stattfinden. Die Schließungen haben unsere Partner in Gastronomie und Beherbergung hart getroffen.

Im Januar bekamen in Mihla 15 neue Nationalparkführer ihre Urkunde zum Zertifizierten Natur- und Landschaftsführer (ZNL) überreicht. Sie verstärken damit die Freiwilligen, die sich mit Begeisterung und enormen Wissen in der Umweltbildungsarbeit des Nationalparks engagieren.

Zum 9. Jahrestag der Einschreibung als UNESCO-Welterbe am 26. Juni konnte im kleinen Kreis zusammen mit Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund an der Thiemsburg der neue Rundwanderweg „Waldpromenade“ eröffnet werden. Im Herbst erhielt dieser Rundwanderweg ein Zertifikat als barrierefreier Weg. Weitere Auszeichnungen erhielt der Nationalpark für das Projekt „5-Sinne-Rallye“ im Rahmen der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ sowie für seine Umweltbildungsarbeit als „Qualitätssiegel Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Ende Juni konnte wie in den vergangenen Jahren die Sonderausstellung „Glanzlichter“ auf der Thiemsburg eröffnet werden und zeigte die Siegerbilder dieses großen Fotowettbewerbs.

Der Baumkronenpfad wurde am 26.08.2005 eröffnet und ist damit 15 Jahre alt geworden. Fast 3 Millionen Besucher konnten bisher gezählt werden, Anlass eigentlich für eine große Feier. Mit Ministerin Anja Siegesmund fand am Jubiläumstag zumindest eine kleine Feier statt.

Am 20. September, dem Weltkindertag, wurde an der Thiemsburg – ohne Feier – die Abenteuer-Wildnis „Im Reich des Fagati“ der Öffentlichkeit übergeben. Im Oktober wurde dort außerdem eine Infotafel für die Partnerbetriebe des Nationalparks aufgestellt, um auf deren besondere Angebote und Leistungen aufmerksam zu machen.

Ein weiterer Wanderweg, der „Aurinia-Pfad“, ist in Vorbereitung und wird jetzt im Frühjahr eröffnet. Er führt durch den Lebensraum seltener Schmetterlinge, darunter den namensgebenden Aurinia-Falter. Ausgangspunkt ist ein neuer Parkplatz bei Bolleroda auf der Westseite.

Ein großes Thema war und ist der durch den Klimawandel ausgelöste Prozess in den Wäldern, auch im Hainich, wo selbst Buchen abgestorben sind. Ein Schwerpunkt der Arbeit der Nationalparkwacht lag dabei bei der Wahrnehmung der Verkehrssicherung an den Wanderwegen und Aufenthaltsorten der Besucher. Dabei mussten zahlreiche durch die Trockenheit abgestorbene Bäume zu Fall gebracht werden. 2020 war hier das Wetter zwar nicht so extrem wie 2018 und 2019, aber eine Erholung der Waldbestände war nicht festzustellen. Es wurden erste Forschungsprojekte gestartet und Befliegungen zur Dokumentation durchgeführt. 2021 werden am Wanderweg Sulzrieden Infotafeln zum Thema „Klimawandel“ aufgestellt.

Im Nationalpark war seit Sommer ein erhöhtes Besucheraufkommen festzustellen; z.T. wurden an den Parkplätzen doppelt so viele Menschen gezählt wie letztes Jahr. Über das ganze Jahr betrachtet waren es 23 % mehr als 2019. Besonders auffällig waren die vielen Radfahrer. Bei den Parkplatzzählungen war eindeutig ein Corona-Effekt festzustellen. Normalerweise werden im Hainich zwei Besucherspitzen registriert: Im Frühjahr aufgrund des Laubaustriebs und der Frühblüher sowie im Herbst wegen der Laubfärbung. 2020 war aber die Auslastung von April bis Oktober fast gleichbleibend. Das übliche „Sommerloch“, wenn die Menschen weniger in den Wald als vielmehr an Seen und das Meer gehen, trat nicht auf.

Auch die Besucherzahlen im Wildkatzendorf und am Baumkronenpfad waren im Herbst sehr hoch. Am Baumkronenpfad wurden knapp 143.000 Besucher gezählt (Zahlen freundlicherweise vom Betreiber KTL zur Verfügung gestellt). Dies entspricht einem Rückgang um rund 7.000 Besucher gegenüber dem Vorjahr, also ca. 5 %, obwohl der Pfad an mehr als 100 Tagen Corona-bedingt geschlossen hatte. In den Sommermonaten waren es 16 % mehr Besucher als im Vorjahr. So war der Juli 2020 der besucherstärkste Juli seit 2011. Im Oktober, meist der besucherstärkste Monat, waren es 2020 fast 40.000 Menschen, womit dies der besucherstärkste Oktober seit 2014 war. Die Besucherzahlen im Wildkatzendorf lagen trotz zeitweiliger Schließung mit rund 28.000 etwas über dem Vorjahr. Ob es am kleinen Luchs lag? Es hatte sich nämlich, zunächst unbemerkt, Nachwuchs eingestellt: Das dort erst seit 2019 lebende, noch recht junge Luchspaar hat ein Jungtier, das sich gelegentlich auch schon Besuchern gezeigt hat.

Insgesamt wurden damit im Nationalpark Hainich 320.000 Besucher gezählt (zum Vergleich: 2019 waren es 315.000).

Noch immer festzustellen war ein erstmals im August 2019 in einer Fotofalle erfasster Goldschakal, ein Neunachweis für Thüringen. Zwischenzeitlich war vermutlich immer dasselbe Individuum mehrfach fotografiert worden, zuletzt im Oktober 2020. In der Größe liegt der Goldschakal zwischen Fuchs und Wolf. Wenig überraschend, da erwartet, konnte 2020 der Wolf erstmals auf der Nationalparkfläche sicher mit Hilfe einer Fotofalle nachgewiesen werden.

Eine kleine Sensation war ein neuer Brutvogel, noch dazu eine besonders große und attraktive Art: der Kranich! Nicht gerade typisch für Buchenwälder hat er im Offenland des Nationalparks in einem verlandeten Gewässer gebrütet. Für Thüringen und gerade für Westthüringen ist dieser Nachweis etwas ganz Besonderes, da der Kranich als Brutvogel hier bisher nicht vorkam.

In Vorbereitung in der Nationalparkverwaltung ist der neue Nationalparkplan 2020. Zielstellung hier ist es, spätestens im 1. Quartal 2021 die interne Diskussion sowie die Abstimmung mit dem Ministerium abgeschlossen zu haben, so dass im 2. Quartal 2021 eine öffentliche Beteiligung erfolgen kann. Hier besteht auch für die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, Vorschläge für die weitere Entwicklung des Nationalparks einzubringen.

Das Motto des Hainich und aller Nationalparke in Deutschland „Natur Natur sein lassen“ liest sich leichter als es umgesetzt werden kann. Nicht nur das Klima in der Atmosphäre, sondern auch das Klima in der Gesellschaft hat sich verändert und wirkt sich selbst im Nationalpark aus. Zunehmend ist eine gewisse Rücksichtslosigkeit festzustellen: Verbote werden nicht akzeptiert, ein höflicher Hinweis eines Rangers darauf wird mit einer Beleidigung beantwortet, Radfahrer befahren entgegen den gesetzlichen Regelungen im Nationalpark einfach alle Wege. Wo einem Wege nicht passen, wird Hand angelegt und werden Stämme zerlegt, so passiert im Langen Tal, wo 30 Stämme mit der Motorsäge zerschnitten wurden. Zählgeräte, um Besucherbewegungen zu erfassen und zu analysieren, wurden bewusst zerstört, mit einem Schaden von mehr als 10.000 Euro. Offensichtlich gelingt es nicht bei allen Besuchern, über die Umweltbildungsarbeit des Nationalparks die Werte und Einzigartigkeit des Gebietes zu vermitteln und hieraus verantwortliches Verhalten zu fördern.

„Der Nationalpark Hainich ist ein Kleinod unter den deutschen Nationalparken. 2021 wird es 10 Jahre, dass er aufgrund seiner Einzigartigkeit sogar in die exklusive Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Ein Grund für Anwohner und Besucher, stolz darauf zu sein und den Besuch zu genießen. Das rücksichtslose Durchsetzen von Ego-Interessen hat hier aber nichts verloren. Ich wünsche mir mehr vernünftiges und verantwortungsbewusstes Verhalten.“, so Nationalparkleiter Manfred Großmann mit einem eindrücklichen Appell.

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