Vergabeverfahren „Netz Berlin-Stettin“ gestartet

  • Länder Berlin und Brandenburg bauen Zugangebot aus
  • Langfristige Sicherung des SPNV 
  • Deutliche Verbesserungen im grenzüberschreitenden Verkehr
  • Elektrifizierung und Ausbau der Stettiner Bahn bis 2026
  • Deutlich mehr Verbindungen und Taktverdichtungen durch zweigleisigen Ausbau möglich

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat das europaweite Wettbewerbsverfahren „Netz Berlin-Stettin“ gestartet.
Es handelt sich um ein Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb.
Das europaweite Vergabeverfahren wird im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg durchgeführt. Im zukünftigen Netz Berlin-Stettin wird das Angebot für die Fahrgäste auf der Schiene durch den zweigleisigen Ausbau und den Einsatz von mehr Zügen und Taktverdichtungen deutlich erhöht. Darüber hinaus wird die Strecke von Angermünde nach Stettin vollständig elektrifiziert und ermöglicht so den Einsatz von umweltfreundlichen Elektrofahrzeugen. Die Betriebsaufnahme ist für Ende 2026 vorgesehen.

Mit dem eingeleiteten Vergabeverfahren beabsichtigen die Länder Berlin und Brandenburg als Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs eine verbesserte Anbindung des grenzüberschreitenden SPNV nach Polen.

Die Vergabe umfasst die neue Linie RE9 (heute RE66) Berlin – Angermünde – Bundesgrenze (- Stettin) sowie die bisherige Linie RB66 Angermünde – Bundesgrenze (–Stettin).  

Die Elektrifizierung und der Ausbau der bestehenden, überwiegend eingleisigen Strecke zwischen Angermünde und der Bundesgrenze ist ein Projekt des Bundesverkehrswegeplans. Die Länder Berlin und Brandenburg haben sich in den vergangenen Jahren darüber hinaus sehr stark für den durchgehenden zweigleisigen Ausbau sowie für die Elektrifizierung der Strecke nach Stettin eingesetzt und fördern dies mit in Summe 100 Millionen Euro. Mit der Elektrifizierung des Streckenabschnitts zwischen Passow und Stettin können die heute genutzten Dieseltriebwagen ersetzt werden und erstmals elektrische Züge durchgehend von Berlin nach Stettin zum Einsatz kommen. Damit setzen die Länder Berlin und Brandenburg ihren Kurs fort, mittelfristig sämtliche Dieselfahrzeuge durch moderne und umweltfreundlichere Züge zu ersetzen.

Rainer Genilke, Verkehrsstaatssekretär des Landes Brandenburg:

„Mit Polen verbindet Brandenburg weit mehr als eine gemeinsame Grenze. Wir sind auch wirtschaftlich und damit verkehrlich eng mit unserem Nachbarland verflochten. Diese Beziehungen und entsprechend auch die grenzübergreifende Bahninfrastruktur wollen wir deutlich erweitern. Das Wettbewerbsverfahren ‚Netz Berlin-Stettin‘ ist ein wichtiger Schritt dorthin. Mit den verbesserten Schienenangeboten schaffen wir in naher Zukunft eine attraktive Verbindung zwischen der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg und dem Metropolenraum Stettin. Außerdem tragen wir dazu bei, den Umweltverbund zu stärken und leisten so einen Beitrag zum Klimaschutz.“

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin:
„Mit dem Start des Vergabeverfahrens und dem zweigleisigen Ausbau der Strecke Berlin-Stettin wird auch die europäische Einigung weiter gestärkt. Es rücken Berlin und Brandenburg, aber auch Deutschland und Polen enger zusammen. Wir schließen eine Lücke im transeuropäischen Eisenbahnnetz. Mit dem durchgehend elektrifizierten Schienenverkehr leisten wir darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zum Ausbau umweltfreundlicher Mobilität. Ich bin sehr stolz auf dieses Gemeinschaftsprojekt, mit dem Menschen schneller und klimafreundlicher reisen und mehr Güter auf der Schiene transportiert werden können.“

Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg:

„Die Stärkung der Schiene ist alternativlos, wenn wir die Verkehrswende erreichen wollen! Mit dem neu ausgeschriebenen „Netz Berlin – Stettin“ binden wir nun auch unserer Nachbarland Polen noch enger an die Metropolregion Berlin-Brandenburg an – und umgekehrt.  Das sorgt für Kontinuität, Planungssicherheit und mehr Qualität. Mit dem Netz Berlin – Stettin erhöhen wir das Angebot für die Fahrgäste durch mehr Züge und Taktverdichtungen deutlich. Was mich am meisten freut ist, dass durch die Elektrifizierung zukünftig ausschließlich Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen werden. Kein Klimaschutz ohne Verkehrswende und keine Verkehrswende ohne Klimaschutz: Diese Ausschreibung setzt ein gutes Zeichen für den ÖPNV in Berlin und Brandenburg.“

Die Eisenbahnverkehrsunternehmen sind nun aufgerufen, sich für den Betrieb des Netzes Berlin-Stettin zu bewerben und qualitativ hochwertige Angebote zu erarbeiten.

Mehr Angebote mit schnellem Stundentakt zwischen Stettin und Berlin

Auf dem Weg zur Verkehrswende bereitet der VBB mit dem Vergabeverfahren Netz Berlin-Stettin die Stärkung der Schiene offensiv vor. Dabei sind etliche Erweiterungen des bestehenden Angebotes geplant.

Mit der Elektrifizierung und dem zweigleisigen Ausbau zwischen Angermünde und Stettin wird das SPNV-Angebot zwischen Berlin und Stettin deutlich ausgeweitet, aufgewertet und erheblich beschleunigt.
Auf der Verbindung zwischen Berlin und Stettin wird es erstmalig einen strukturierten Zweistundentakt geben. Diese Züge fahren dann neu unter der Linienbezeichnung RE9 statt den heutigen einzelnen Fahrten der RE66. In Kombination mit den übrigen Zugangeboten zwischen Berlin und Angermünde sowie ergänzenden Pendelzügen der RE9 zwischen Angermünde und Stettin gibt es dann insgesamt ein stündliches, schnelles Angebot zwischen Berlin und Stettin, wechselseitig mit und ohne Umstieg in Angermünde. Die Fahrzeit zwischen Berlin und Stettin verkürzt sich in beiden Fällen um rund 20 Minuten auf etwa 90 Minuten.

Zwischen Angermünde und Berlin trägt die Linie RE9 zudem zu einer Angebotsverdichtung bei. Sie fährt zusätzlich zu den bestehenden Zügen des RE3 (Stralsund/Schwedt (Oder) – Angermünde – Berlin) sowie den Fernverkehrszügen zwischen Berlin und Stralsund und ergänzt somit den Fahrtenumfang auf der Strecke auf ein etwa halbstündliches Angebot zwischen Berlin, Eberswalde und Angermünde. Ergänzt wird das Angebot zwischen Angermünde und Stettin durch die RB66, die an allen Zwischenbahnhöfen halten wird und regelmäßig alle zwei Stunden fährt. In den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag ergänzen einzelne Zwischenzüge das Angebot zu einem stündlichen Fahrtabstand der RB66. Gemeinsam mit der Linie RE9 werden zu diesen Zeiten dann zwei Züge pro Stunde und Richtung angeboten.

Die Länder Berlin und Brandenburg stehen mit ihrem polnischen Partner, der Wojewodschaft Westpommern, in Kontakt, wie das Angebot auf polnischer Seite weiterentwickelt werden kann. Erwünscht sind weitere Durchbindungen z.B. nach Swinemünde oder nach Kolberg.
Auch bezüglich des südlichen Endpunktes der Linie RE9 soll geprüft werden, ob und wohin die Linie über Berlin Südkreuz hinausgeführt werden könnte. Es handelt sich insbesondere aufgrund dieser Rahmenbedingungen um ein sogenanntes Verhandlungsverfahren. Zunächst jedoch startet der vorgeschaltete Teilnahmewettbewerb, bei dem interessierte Verkehrsunternehmen die Teilnahme beantragen können.

Die Leistungen umfassen ca. 1,5 Mio. Zugkilometer p.a.. Die Laufzeit beträgt zwölf Fahrplanjahre ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2026.

Qualität und Zugausstattung

Die auch schon in vorherigen Ausschreibungen gesetzten Qualitätsstandards im VBB gelten auch für das Netz Berlin-Stettin, z.B. kostenloses WLAN, zuzüglich eines für mobile Endgeräte nutzbaren dynamischen Informationsportals, eines Service- oder Hilferufs.
Weitere Qualitätsverbesserungen werden angestrebt, speziell breitere Wagenkästen, durchlässigere Fensterscheiben für den Mobilfunk, angenehmere Beleuchtung differenziert nach Tageszeiten, bessere Klimatisierung bei insbesondere hohen Außentemperaturen, ruhigere Sitzbereiche sowie verbesserte Barrierefreiheit.

Die Aufgabenträger setzen wieder auf einen Qualitätswettbewerb. Die Wertung der Angebote erfolgt zu 70 % nach Preis und 30 % nach Qualität. Die Bieter sind aufgefordert, weitere Mehrqualitäten anzubieten.

Mit dem neuen Netz Berlin-Stettin soll der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) somit langfristig gesichert werden und dadurch hohe Planungssicherheit erhalten. Mehr Angebote, auch zu Randzeiten, sowie höhere Qualitätsstandards bedeuten so eine deutliche Verbesserung mit einer höheren Taktung.

Die Bekanntmachung im EU-Amtsblatt kann unter folgendem Link eingesehen werden: Dienstleistungen – 442227-2021 – TED Tenders Electronic Daily (europa.eu)

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