Bodo Ramelow und die Bibel

Der Thüringer Ministerpräsident und neue Bundesratspräsident Bodo Ramelow traf sich am Dienstagabend im Luthersaal des Augustinerklosters in Erfurt zum Austausch mit der Autorin Iris Wolff und deren Schriftstellerkollegen Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah. Anlass war das Wartburg-Experiment, in dem es um Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments vor 500 Jahren geht. Kolbe, Wolff und Varatharajah, die für jeweils einen Monat auf der Wartburg residieren, übersetzen biblische Erzählungen, Themen oder Motive auf literarische Weise.

Der Titel der Veranstaltung geht auf der Bertolt Brecht zurück, der auf die ihm gestellte Frage nach dem wichtigsten Buch der Weltgeschichte antwortete: „Sie werden lachen: die Bibel“. Diese Spur nahm Moderator Dr. Thomas A. Seidel, Vorsitzender der Internationalen Martin Luther Stiftung in Erfurt, auf und stellte eingangs die Frage nach Texten aus der Bibel, die für die Gesprächsteilnehmenden von biografischer Bedeutung waren oder sind. In einer zweiten Gesprächsrunde wurden Literaten von nationaler und internationaler Bedeutung, wie Herder, Heine und Goethe zitiert, die sich in und mit ihrem Werk in besonderer Weise auf Luther und seine Revolutionierung der deutschen Sprache bezogen. Die fulminante Auseinandersetzung Uwe Kolbes mit Brecht („Brecht. Rollenmodell eines Dichters“, S. Fischer 2016) eröffnete die Gesprächsrunde zu literarischen Vorbildern. Einige Fragen aus dem Publikum beschlossen das Rundgespräch der Autoren und des Ministerpräsidenten.

Die Initiatoren des Wartburg-Experimentes, Dr. Thomas A. Seidel von der Internationalen Martin Luther Stiftung und Michael Jahnke von der Deutschen Bibelgesellschaft, äußerten sich nach Abschluss der Abendveranstaltung dankbar und zufrieden. „Es hat sich im offenen Gespräch beeindruckend bestätigt, dass die Bibel auch heute noch existenzielle und künstlerische Impulse freisetzt“, so Seidel. Ihre Relevanz für eine zeitgemäße persönliche, gesellschaftliche und politische Ethik sei nicht zu unterschätzen. Jahnke wies auf die gelungene Einbindung der Veranstaltung ins Wartburg-Experiment hin: „Die notwendige Aktualisierung der wirkmächtigen Übersetzungsarbeit Luthers vor 500 Jahren hat auch heute in dieser Veranstaltung stattgefunden.“ Das sei Absicht und Ziel des ungewöhnlichen Experiments.

Das Wartburg-Experiment wird realisiert von der Internationalen Martin Luther Stiftung und der Deutschen Bibelgesellschaft in Medienpartnerschaft mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und dem Mitteldeutschen Rundfunk und in Projektpartnerschaft mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, dem Kulturbüro der EKD, der Stadt Eisenach, dem Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der Stiftung Lutherhaus Eisenach und der Wartburg-Stiftung. Das Wartburg-Experiment wird gefördert vom Land Thüringen.

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