Afrika kann und will mehr Gas nach Deutschland und Europa liefern

„Deutschland und Europa müssen jetzt schnell nachholen, was sie in den letzten 20 Jahren verpasst haben – eine Diversifizierung ihrer Erdgaslieferanten. Wirtschaftsminister Habeck ist dafür bis in die USA gereist, um dort verflüssigtes Erdgas (LNG) einzukaufen. Er sollte aber auch nach Afrika reisen, denn kurzfristig können und wollen afrikanische Länder wie Algerien, Ägypten, Nigeria und Angola Gas nach Europa liefern, um unsere Abhängigkeit von russischen Importen zu verringern“, erklärt Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika Verein der deutschen Wirtschaft.

„Algerien liefert bereits zuverlässig Erdgas nach Südeuropa und hat in den letzten Tagen angekündigt, die Liefermenge kurzfristig auch erhöhen zu können. Über die 750 Kilometer lange Medgaz-Pipeline, die gerade erweitert wird, fließt das algerische Gas unter dem Mittelmeer bereits in die EU“, so Liebing.

„Auch Ägypten, Nigeria und Angola sind Produzenten von LNG und wären in der Lage, mehr Flüssiggas nach Europa zu exportieren. Dafür braucht es auch gar keine Flüssiggasterminals in Deutschland, denn es gibt schon jetzt insgesamt 20 solcher Terminals in Europa. Zusammen könnten diese vier afrikanischen Länder einen signifikanten Beitrag zur Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas mit Erdgas leisten und uns unabhängiger von Importen aus Russland machen. Es braucht nur den politischen Willen, jetzt mit diesen Ländern entsprechende Verträge zu schließen“, sagt der Vorsitzende des Afrika-Vereins.

„Gleichzeitig könnte Europa so den afrikanischen Ländern wirtschaftlich zur Seite stehen, die von Folgen des Kriegs in der Ukraine schwer getroffen sind. So ist Ägypten zum Beispiel einer der größten Weizenimporteure der Welt und auf Lieferungen aus der Ukraine zur Versorgung seiner Bevölkerung angewiesen. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges für Afrika könnte Europa durch den Kauf von Gas zumindest ein wenig abfedern“, schlägt Liebing vor.

Langfristig können auch Länder wie Ghana, Libyen, Mosambik, Senegal und Tansania Europa mit Flüssiggas versorgen, wenn die entsprechende Infrastruktur auf beiden Seiten des Mittelmeers ertüchtigt wird. Diese könnte dann genutzt werden, um grünen Wasserstoff aus Afrika nach Europa zu transportieren. Dafür bietet Afrika noch viel größere Möglichkeiten. Deutschland und die EU müssen deshalb endlich ihre Hausaufgaben machen. Sonst bleiben wir bei der Versorgung in Krisen weiter verwundbar, und die Europäer können weder vom Erdgas noch vom Wasserstoff aus Afrika profitieren“, schließt Stefan Liebing .

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