Mehr Schein als Sein: So schädlich ist Instagram für die Psyche

Makellose Bilder, lächelnde, schöne Menschen, tolle Locations und Erlebnisse – das ist die Welt von Instagram. Das Leben der Influencer und oft auch der eigenen Freunde scheint stets perfekt. Doch was, wenn das eigene Leben so gar nicht diesem Bild entspricht? Dann kann das durchaus gefährlich werden, besonders bei psychisch weniger gefestigten Jugendlichen. Neid, eine verschobene Selbstwahrnehmung und Frustration können die Folge sein. Aber auch diejenigen, die den hochstilisierten Content produzieren, können unter dem Druck, der dadurch entsteht leiden. SpardaSurfSafe, eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, erklärt, wann Instagram und Co. gefährlich werden und wie man sich vor den psychischen Folgen schützen kann.

In den sozialen Medien versuchen wohl die meisten Menschen, sich im besten Licht zu präsentieren. Filter, Beleuchtung und – wenn alle Stricke reißen – ein bisschen Bildbearbeitung und schon entsteht ein perfektioniertes Bild für Instagram, das nicht mehr unbedingt viel mit der Realität zu tun hat. Es geschieht gerade nichts Spannendes im eigenen Leben? Kein Problem! Fake it until you make it! Man wäre sicherlich nicht der erste Influencer, der sich selbst per Photoshop nach Paris oder New York versetzt. Oder vielleicht reicht es auch schon, wenn man sich in einem neuen Outfit an einem x-beliebigen Brunnen in der Heimatstadt fotografiert oder einfach ein Bild von einem schönen Eisbecher im örtlichen Café postet. Ein paar nichtssagende Hashtags wie #goodlife dazu, fertig. Hauptsache, der schöne Schein stimmt!

Ganz so krass ist es natürlich nicht, doch wenn man einen Blick auf Instagram wirft, könnte man den Eindruck bekommen, dass viele Influencer einfach ein perfektes Leben führen, während man selbst mit Komplexen behaftet in den eigenen vier Wänden versauert. Und tatsächlich haben Studien mittlerweile bewiesen, dass Instagram der Psyche schaden kann. Besonders junge Frauen und Mädchen sind anfällig für die negativen Auswirkungen. Eine von der Instagram-Mutter Meta beauftragte Studie kam sogar zu dem Ergebnis, dass in Großbritannien 13 Prozent der Teenager ihre Suizidgedanken auf Instagram zurückführen. 32 Prozent der Teenagerinnen gaben an, dass ihre Probleme mit dem eigenen Körper durch Instagram verschlimmert wurden. Besonders problematisch: Die am stärksten betroffene Altersgruppe ist Instagrams Zielgruppe.

„Wer ständig mit den Hochglanzbildern auf Instagram konfrontiert wird, beginnt irgendwann damit, sein eigenes Leben mit dem zu vergleichen, was man dort sieht. Und seien wir ehrlich: Gegen den schönen Schein kann die Realität nur verlieren. Auf Dauer ist das nicht gesund und kann depressive Tendenzen auslösen oder verstärken. Auch Essstörungen können so entstehen“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e. V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe und fügt hinzu: „Natürlich WISSEN wir alle, dass Filter und Bildbearbeitung genutzt werden und dass die weniger glamourösen Momente der Influencer es nicht auf die Plattform schaffen. Doch das ändert nichts an dem, was man in dem Moment fühlt.“

Eine Lösung wäre, weniger Zeit auf Instagram verbringen. Den Studien zufolge wollen das auch viele Jugendliche. Doch auf der anderen Seite steht das Bedürfnis, nichts zu verpassen und so haben sie das Gefühl, weiter Zeit auf der Plattform verbringen zu müssen – nicht unähnlich einer Sucht. Bedenklich ist, dass der Meta-Konzern das Problem aufgrund der internen Studienergebnisse kennt. Trotzdem stellt er das verbindende Element der sozialen Medien in der Öffentlichkeit in den Vordergrund und versuchte die Studienergebnisse unter Verschluss zu halten, was jedoch offensichtlich nicht gelungen ist.

Aber auch die andere Seite, nämlich die Influencer selbst, können durch Instagram und die dortige Scheinwelt psychischen Schaden nehmen. „Wer immer gute Laune verbreiten, freundlich sein und lächeln muss, obwohl einem selbst eigentlich gar nicht danach ist, riskiert Burnout und Depression. Dieses Phänomen ist beispielsweise von Stewardessen und aus Callcentern bekannt und wurde von Arbeits- und Organisationspsychologen schon mehrfach untersucht“, fasst Schartner zusammen. Tatsächlich kann das ewige Lächeln auf Dauer anstrengend werden, wenn man seine Körpersprache von den Emotionen lösen und diese auf die Seite schieben muss. Das kann so weit gehen, dass sich eine Persönlichkeitsstörung entwickelt. Hinzu kommt der Druck, die Werbepartner und Follower nicht enttäuschen zu wollen. „Damit müssen die oft noch sehr jungen Influencer erst einmal klarkommen. Wer hier kein privates Netzwerk hat, bei dem er sich nicht verstellen muss, läuft Gefahr auszubrennen“, warnt der Experte.

Sollte man also lieber auf Instagram verzichten, um gar nicht erst in den Strudel aus Bewunderung, Neid und Selbsthass zu geraten? Nein, soweit müsse man nicht gehen, erklärt Schartner, doch ein wenig Vorsicht sei durchaus geboten. Als erstes sollte man sich immer vor Augen führen, dass die Storys und Bilder keine normalen Schnappschüsse sind. Sie sind fast immer bearbeitet, das Outfit, das Makeup und die Pose sorgfältig vorbereitet und für jedes tolle Foto, das hochgeladen wird, gibt es mindestens ein Dutzend, die es nicht geschafft haben. Es sollte auch allen Nutzern klar sein, dass die Bilder nicht den Alltag widerspiegeln, sondern lediglich einen gut geplanten winzigen Ausschnitt zeigen.

Wichtig ist es auch zu erkennen, dass das wahre Leben und echte menschliche Kontakte wichtiger sind als alles, was sich in den sozialen Medien abspielt. Auch wenn sich Influencer immer gerne nahbar geben und mit ihren Followern agieren wie mit einer Freundin: Tatsache ist, dass man die Person nicht kennt und keine echte Beziehung zu ihr hat – man sieht nur das, was sie preisgeben und zeigen möchte. Echte Emotionen und Interaktionen spielen sich hingegen mit dem eigenen Umfeld ab, mit Familie und Freunden, die man persönlich kennt. Und seien wir mal ehrlich: Hier lebt keiner das perfekte Instagram-Leben. Jeder hat seine ganz eigenen Probleme, Makel und Unsicherheiten, mit denen er umgehen muss. Das ist ganz normal und kann für andere sogar als Vorbild dienen.

All jenen, denen die schöne Instagram-Welt manchmal über den Kopf wächst, rät der Experte, die Nutzung der App zeitlich zu begrenzen und die gewonnene Freizeit lieber mit echten Menschen zu verbringen. Auch wenn man ohnehin bereits deprimiert ist oder schlechte Laune hat, sollte man lieber auf die Nutzung der sozialen Medien verzichten. Stattdessen rät er dazu, an die frische Luft zu gehen, Freunde zu treffen oder Sport zu treiben, denn all diese Aktivitäten können zur Ausschüttung von Glückshormonen führen.

Viele weitere Informationen zu diesem und vielen weiteren Themen sowie Tipps zum sicheren Umgang mit dem Internet finden sich auf der Webseite von SpardaSurfSafe: https://www.spardasurfsafe-bw.de/

Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg

Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Verein Sicherheit im Internet e. V. und dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Großprojekt im achten Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „Wir haben das Konzept in den vergangenen Jahren erfolgreich in 32 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg mit rund 420.000 Teilnehmern durchgeführt. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Patrick Löffler vom Verein Sicherheit im Internet e. V.

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