Einer ist der Kopf, der andere bringt Genialität

Ihre erste Weltmeisterschaft ist zugleich ein Jubiläum für zwei der „Veteranen“ im deutschen Team. Fabian Heimpel (32) und Bastian van der Bosch (30) werden vom 9. bis zum 11. September im südafrikanischen Kapstadt beide ihr jeweils 50. offizielles 7er-Turnier bestreiten. Im Doppel-Interview schauen die beiden Heidelberger Rugby-Stars zurück auf ihre lange gemeinsame sportliche Karriere und unterstreichen ihre Vorfreude auf das bevorstehende Highlight. (Fotos: Jürgen Keßler Sportfotografie)

Für euch beide wird die WM zugleich das 50. offizielle Turnier eurer Laufbahn. Viele davon habt ihr gemeinsam bestritten. Erinnert ihr euch noch an eure Anfänge im 7er-Nationalteam? Damals war ja an eine WM noch gar nicht zu denken.

Fabian: Mein erstes Turnier bei den Männern war 2009 in Ostrava. Da wurde ich damals als 18-Jähriger von Rainer Kumm, dem ich für meine sportliche Karriere viel zu verdanken habe, wegen einer Verletzung nachnominiert. Ich war damals total überwältigt und habe mich riesig gefreut. Es gehörte ja damals auch Mut dazu, einem 18-Jährigen das Vertrauen zu schenken. Ich habe versucht, das zurückzuzahlen.

Bastian: Ich war da sicher etwas unbedarfter. Ich hatte eigentlich keine Erwartungen. Ich dachte: Siebener macht Spaß und ist für den Sommer ganz nett. Damals war ich schon zufrieden, wenn man nach dem Spiel gemeinsam ein Bier trank. Trotzdem war natürlich der Ehrgeiz da, auch jedes Spiel zu gewinnen. Ich hatte mein erstes Spiel im Rahmen der EMQualifikation damals in Split. Dass der Weg, der damals begann, mal zu einem EM-Titel und in einer WM-Teilnahme führen würde – das war nicht abzusehen, und das hatte ich damals auch noch nicht ansatzweise im Kopf.

Dieser Weg verlief für euch und das Team ja nicht nur steil aufwärts. Es gab einige Rückschläge zu verkraften.

Bastian: Höhen und Tiefen gab es natürlich einige. Ich denke da vor allem an die Turniere in Hongkong, die zugleich positive wie auch negative Erfahrungen brachten. Der EM-Titel 2019 war natürlich ein weiterer absoluter Höhepunkt. Das war vorher noch keinem deutschen Team gelungen. Aber es gab natürlich auch viele Momente, wo es nicht so lief, wo Niederlagen besonders schwer zu akzeptieren waren. Insgesamt gesehen ist die gesamte bisherige Zeit aber ein einziges Highlight. Wir können unser liebstes Hobby mittlerweile nahezu professionell betreiben, wir sehen viel von der Welt.

Fabian: Für mich war schon die Nominierung für die Hannover 7s 2009 ein riesiges Highlight meiner beginnenden Laufbahn. Ansonsten kann ich mich Bastian nur anschließen. Ja, wir hatten auch Tiefschläge, aber wir haben auch Dinge erreicht, mit denen sicher keiner so richtig gerechnet hat.

Eure Rugby-Karrieren liefen scheinbar ziemlich im Gleichschritt. Doch euer Hintergrund ist schon ein wenig unterschiedlich. Bastian, du „entstammst“ geradezu einer Rugby-Dynastie. Die Himmers haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihre Duftmarken in deutschen Nationalteams gesetzt. Was sagen denn die alten Recken dazu, dass du jetzt mit der WM-Qualifikation den wohl vorerst größten Erfolg verbuchst? Gibt es da Neid, oder bekommst du schon mal den einen oder anderen flapsigen Spruch zu hören?

Bastian: Da kennst du die Himmers aber nicht so gut. Neid gibt es da überhaupt nicht. Wir gönnen einander den Erfolg, haben Respekt vor dem und sind stolz auf das, was wir alle schon erreicht haben. Und letztendlich hat fast jeder Himmer ähnlich große Erfolge gefeiert wie ich, wenn nicht sogar in mancher Hinsicht größere. Und mein Vater ist stolz wie Oskar!

Im Vergleich zu Fabian hast du dich der Sportfördergruppe der Polizei angeschlossen. Welche Vorteile bringt dir das als Rugby-Nationalspieler?

Bastian: Ohne die Landespolizei Baden-Württemberg wäre es für mich gar nicht möglich, meinen Sport unter diesen Rahmenbedingungen auszuüben, geschweige denn, überhaupt an eine WM zu denken. Also habe ich dadurch viele Vorteile, und mein Dank geht deshalb auch dahin.

Fabian, du hast dich bewusst gegen die Sportfördergruppen von Bundeswehr oder Polizei entschieden.

Fabian: Das war zu Beginn meine Karriere mal ein Thema. Ich wollte aber flexibel bleiben bezüglich meines Studiums, und da habe ich mich dagegen entschieden. Ich empfinde dadurch auch keine Nachteile, ich sehe es als Herausforderung, Beruf und Sport parallel gut auf die Reihe zu bekommen. Ich arbeite ganz nochmal in der Personalabteilung von SAP, dadurch ist auch klar, dass ich nicht alle Turniere spielen kann. Aber ich denke, ich habe mich gut mit dieser Konstellation arrangiert.

Ihr seid ja beide Spielmacher im Wolfpack, kennt euch über viele Jahre gut. Beschreibt doch mal bitte jeweils die Vorzüge des anderen.

Fabian: Wir spielen jetzt seit über zehn Jahren zusammen. Dadurch hat sich sicher eine Art blindes Vertrauen entwickelt, und wir ergänzen uns spielerisch sehr gut. Basti ist für uns einer der wichtigsten Spieler, wenn es darum geht, Spiele zu entscheiden oder gewinnen. Er bringt eine unglaubliche Genialität auf den Platz und ist ein absoluter Instinkt-Rugbyspieler. Ich denke, Bastis Wert für das Team in einem Wort: unersetzlich.

Bastian: Jeder, der ein bisschen Rugby-interessiert ist und vielleicht auch schon mal das ein oder andere Spiel von uns geschaut hat, der sollte wissen, dass Fabian mit der Kopf der Mannschaft ist. Er hat uns – nicht nur mit seinen Kicks – bestimmt schon unzählige Male vor Niederlagen bewahrt. Es gibt wahrscheinlich wenige deutsche Spieler, die einen höheren Rugby-IQ haben als Fabs. Er ist der Taktgeber, und das ist auch gut so.

Als Kicker, Fabian, hast du ja gefühlt immer ein bisschen mehr Druck, wenn Erhöhungen, Ankicks oder Straftritte passen müssen. Empfindest du das auch so? Oder überwiegt mittlerweile die Routine?

Fabian: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sich über all die Jahre eine Routine gebildet hat. Jeder Kick ist anders, man ist vor jedem Kick gleich nervös, weil man natürlich mit diesem Kick unter Umständen Spiele gewinnen oder auch verlieren kann.

Ihr habt beide noch mit Trainer Clemens von Grumbkow zusammengespielt. Welchen Einfluss hat er als Coach?

Fabian: Er war schon als Aktiver ein absoluter Führungsspieler, zu dem man auch aufgeschaut hat. Er kann sich sehr gut in die Köpfe der Spieler hineinversetzen, bringt viel Verständnis mit, weil seine aktive Zeit ja auch noch nicht so lange her ist. Und er hat als Spieler und auch schon als Trainer von sehr guten Coaches gelernt, die großen Einfluss auf die Entwicklung dieses Teams hatten. Das alles hat dazu beigetragen, dass es zwischen Coach und Mannschaft auch sehr gut passt. Aber man darf auch nicht seine Vorgänger vergessen. Trainer wie etwa Rainer Kumm, Vuyo Zangqa oder auch Damian McGrath haben ebenfalls dazu beigetragen, uns zu den Spielern und zu dem Team zu machen, das nun bei einer Weltmeisterschaft auflaufen kann.

Bastian: Das sehe ich auch so. Man weiß genau, was er von einem erwartet, und das Verhältnis ist, wenn man sich so lange kennt, natürlich sehr gut. Clemens hat sicher, aber das gilt für viele Trainer in den vergangenen gut zehn Jahren, einen großen Anteil daran, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen. Ich spreche von George Simpkin, Rainer Kumm, Lofty Stevenson, Chad Sheperd, Vuyo Zangqa oder Damien McGrath – alle hatten einen großen Einfluss auf diese Mannschaft.

Jetzt ist Weltmeisterschaft! Mit welchen Erwartungen, mit welcher Vorfreude geht ihr nach Südafrika? Worauf freut ihr euch besonders?

Bastian: Ich will einfach das erste Spiel gewinnen, darauf liegt der Fokus. Und danach möchte ich das Erlebnis auch richtig genießen. Und was schon immer galt: Es ist eigentlich egal, gegen wen es geht. Man will immer gewinnen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei 0,01 % liegt.

Fabian: Die Erwartungen und der Fokus sind klar: Wir wollen das erste Spiel gegen Chile gewinnen. Danach käme dann der Bonus mit einem Spiel gegen Gastgeber Südafrika vor 60.000 begeisterten Zuschauern. Bei mir herrscht die pure Vorfreude. Wir wollen uns als Team bestmöglich verkaufen und zeigen, dass wir zurecht dabei sind und zu den besten Mannschaften der Welt gehören.

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