Schlüssiges Ensemble mit jeweils eigener Architektursprache: Entscheidung im Wettbewerb zur Bebauung des ehemaligen ThyssenKrupp-Areals am Diebsteich

Bei der Jurysitzung zur Bebauung des ehemaligen ThyssenKrupp-Areals hat sich das Preisgericht für den Entwurf von gmp International GmbH (Hamburg) mit WES GmbH LandschaftsArchitektur (Hamburg) entschieden. Das städtische Grundstück liegt direkt gegenüber des geplanten Fern- und Regionalbahnhofs am Diebsteich und soll zukünftig ein Fußballstadion sowie eine Musikhalle für jeweils circa 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer beherbergen, zuzüglich Büroflächen sowie ergänzende stadtteilbezogene Nutzungen wie eine Kita, Einzelhandel und Gastronomie. Die prägnanten Pförtnerhäuschen und das historische Verwaltungsgebäude bleiben erhalten und werden umgenutzt. Im rückwärtigen Bereich des Areals ist zudem eine neue Erschließungsstraße geplant, um das Bahnhofsumfeld vom motorisierten Verkehr zu entlasten.

Am hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb nahmen zwölf Planungsteams teil, die sich vorher in einem europaweiten Auswahlverfahren bewerben mussten. Als erster Preisträger wurde von der 21-köpfigen Jury unter Leitung von Prof. Jörg Aldinger der Entwurf von gmp International GmbH (Hamburg) mit WES GmbH LandschaftsArchitektur (Hamburg) einstimmig ausgewählt.

Der zweite Preis wurde an das Team agn Leusmann GmbH (Hamburg), agn Niederberghaus & Partner (Ibbenbüren) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn) vergeben. Ein dritter Preis ging an Architekten Venus (Hamburg) mit :mlzd (Berlin) und GREENBOX (Köln). Die Arbeiten wurden vor dem Preisgericht öffentlich ausgestellt und konnten kommentiert werden. Die nun prämierte Arbeit wurde in diesem Rahmen auch von vielen Bürgerinnen und Bürgern gelobt, insbesondere der großzügige Freiraum und der respektvolle Umgang mit den Bestandsgebäuden erhielten viele positive Kommentare.

Im Entwurf von gmp International GmbH ergeben die Bausteine Bürogebäude, Musikhalle und Stadion ein in sich schlüssiges Ensemble mit jeweils eigener Architektursprache. Übergeordnetes Motiv der Freiraumgestaltung ist es, die raue Charakteristik des Ortes aufzunehmen und den vorhandenen Baumbestand zu integrieren. Eine Treppenanlage als Teil des Bürogebäudes öffnet sich zu einer Außenbühne und kann für spontane Aktivitäten genutzt werden. Der Bühnenturm der Musikhalle greift die industrielle Anmutung der Umgebung auf und ergänzt die Bestandshalle überzeugend. Für das Stadion sind ein steinerner Sockel und großzügige Treppenaufgänge an der Waidmannstraße vorgesehen. Im Inneren entsteht durch die abgetreppten Ränge eine gute Stadionatmosphäre.

Dr. Andreas Dressel, Senator für Finanzen: „Der durch unseren Landesbetrieb LIG ausgelobte Wettbewerb hat spannende und herausragende Ideen für den Diebsteich hervorgebracht. Sport, Musik, Kultur, Gewerbe und Quartiersentwicklung werden hier eine vorbildliche Symbiose eingehen, die über Altona hinaus beispielgebend für die vor uns liegenden Dekaden sein sollen. Neben einer hohen ökologischen Qualität ist in den Zeiten hoher Baupreise wichtig, jetzt eine ökonomisch tragfähige Immobilienentwicklung hinzubekommen, die über den Lebenszyklus der Gebäude nachhaltig funktioniert. Insofern kommt es jetzt darauf an, dass aus guten Ideen jetzt konkrete, umsetzbare Pläne werden. Gemeinsam mit BSW und Bezirksamt werden wir als Finanzbehörde mit unserem LIG diesen Prozess zu einem guten Ergebnis führen. Ein neues Stück Hamburg-Altona entsteht!“

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit der Neubebauung des ThyssenKrupp-Areals verwandelt sich das ehemalige Industrieareal direkt am künftigen Bahnhof am Diebsteich in ein lebendiges Quartier, das in die ganze Stadt ausstrahlen wird. Herzstück wird die Musikhalle, mit der wir in Hamburg in einem optimalen Rahmen Konzerte mit bis zu 5.000 Musikbegeisterten veranstalten können. Diese Größenordnung hat bisher in der Stadt gefehlt und wird die Musikstadt Hamburg für viele Bands bei der Tournee-Planung noch interessanter machen. Der ausgewählte Entwurf des Hamburger Planungsteams gmp International GmbH mit WES GmbH wird sich mit seiner Außenbühne auch in den Stadtteil öffnen. Mit der Prämierung der Wettbewerbsarbeit wurde ein riesiger Schritt nach vorne gemacht und der Weg für weitere Detailplanungen bereitet.“

Andy Grote, Sportsenator: „Der Sport wird das gesamte Quartier am Diebsteich weithin sichtbar prägen. Mit dem neuen Regionalligastadion entsteht eine moderne Spielstätte für Altona 93, die obendrein für vielfältige sportliche Angebote nutzbar ist. Zusammen mit den unmittelbar angrenzenden Großspielfeldern und den umliegenden Sportflächen unter anderem für Beachvolleyball, Tennis oder Streetball entsteht im Weiteren eine hochattraktive Sportlandschaft, die allen Menschen im Quartier offen steht und wo der Puls der Active City zukünftig besonders laut schlägt.“

Franz-Josef-Höing, Oberbaudirektor: „Für die komplexe Bauaufgabe wurden Entwürfe mit hohem Niveau abgegeben. Der preisgekrönte Entwurf bildet eine sehr gute Grundlage für die nächsten Schritte hin zu einem wunderbaren Quartier.“

Dr. Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin Altona: „Der Siegerentwurf sieht für die Menschen im Quartier einen einladenden Freiraum vor. Die bauliche Erscheinung, geprägt durch eine große Treppe am Bürogebäude, hat das Potenzial, das urbane Herz vom Diebsteich zu werden. Die geplante Außenbühne an der Musikhalle lädt das kulturell interessierte Altona zu vielfältigen Aktivitäten ein und wird die Kulturszene insgesamt bereichern. Zudem werden Altona 93 und auch andere sportliche Aktivitäten im Stadion eine gute Heimat finden. Und auch städtebaulich wird der Siegerentwurf mit begrünter Fassade und Dächern eine Bereicherung sein – auch im Sinne des Mikroklimas.“

Ronald Wörmcke, Projektleiter Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen: „Die einstimmige Entscheidung des Preisgerichts ist ein starkes Zeichen für den ausgewählten Entwurf. Die Vorstellungen des Vereins Altona 93 und der Hamburg MusicHall GmbH als zukünftige Nutzer können vollumfänglich berücksichtigt werden.“

Hintergrund: ThyssenKrupp-Areal

Durch die Entscheidung der Deutschen Bahn, den Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona an den Standort Diebsteich zu verlagern, wurde ein nachhaltiger Impuls für eine langfristige Veränderung des umgebenden Stadtraums gesetzt. Bis zum Jahr 2027 wird am Diebsteich ein neues Bahnhofsempfangsgebäude mit zwei Hochpunkten entstehen, das als markante Landmarke den Ort neu definieren wird. Das ThyssenKrupp-Areal liegt unmittelbar gegenüber des neuen Bahnhofsstandortes und seine Neubebauung wird das Quartier rund um den neuen Bahnhof wesentlich prägen.

Das Gebiet am Diebsteich bietet schon heute durch seine zentrale Lage zwischen den Zentren Altonas und Eimsbüttels große Entwicklungspotenziale, die sich nicht nur aus dem Bestand, sondern auch aus dem Nutzungswandel ehemaliger Gewerbeflächen ergeben. Damit besteht die Chance, Orte für neue und ergänzende Nutzungen zu schaffen, die sich in den rauen, gewerblich geprägten Charme des Quartiers einfügen und es als lebendigen, urbanen Raum im Hamburger Stadtgefüge neu platzieren.

Um die Chancen dieser Entwicklungsprozesse im gesamtstädtischen Interesse nutzen zu können, wurde der städtebaulich-freiraumplanerische Rahmenplan Diebsteich erarbeitet, der von zahlreichen Informations- und Beteiligungsangeboten begleitet wurde. Der Rahmenplan wurde zwischen 2018 und 2021 innerhalb der vorbereitenden Untersuchung (VU) Diebsteich für eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme erarbeitet und formuliert städtebauliche, freiraumplanerische und verkehrliche Ziele für das gesamte Gebiet am Diebsteich.

Das ThyssenKrupp-Areal, welches im Jahr 2017 von der Freien und Hansestadt Hamburg erworben wurde, stellt einen zentralen Teilbereich des Rahmenplans dar. Die Aussagen des Rahmenplans für die Fläche bilden die wesentlichen Grundlagen für den im Sommer 2022 gestarteten hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb.

Folgende Nutzungen sind auf dem 4,7 Hektar großen Areal vorgesehen:

  • ein Fußballstadion mit Rasenplatz und ca. 5.000 Plätzen nebst Mantelbebauung für Büros sowie weitere Flächen für Sport und Bewegung, Gastronomie, Handel, Kultur, einschließlich Tiefgarage
  • Hamburg Music-Hall (HMH): Sanierung und Erweiterung Bestandshalle zu einer Musikhalle für bis zu 5.000 Besucherinnen und Besucher
  • Büro- und Gewerbeflächen: Entwurf eines Bürogebäudes mit weiteren publikumswirksamen Nutzungen nebst Tiefgarage
  • Umnutzung eines gründerzeitlichen ehemaligen Verwaltungsgebäudes mit Flächen für eine Kita und weiteren stadtteilbezogenen Nutzungen sowie die Umnutzung zweier historischer Portalhäuschen

Die Gestaltung des Freiraums wird die Atmosphäre des Areals künftig wesentlich bestimmen, weshalb in die zwölf am Wettbewerb teilnehmenden Planungsteams neben Architekturbüros auch Freiraumplanungsbüros eingebunden waren. Ausloberin des Wettbewerbsverfahrens war der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG).

Begleitend zum Wettbewerb hat die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) am 9. und 10. Dezember 2022 eine öffentliche Ausstellung der zwölf Wettbewerbsbeiträge organisiert. Die Rückmeldungen aus der Ausstellung wurden dem Preisgericht vor seiner Entscheidung am 12. Dezember 2022 vorgetragen. Zudem wurden im Juni 2022 nach einem Bewerbungsaufruf zwei Bürgervertreterinnen und -vertreter ausgelost, die als Gäste an der Sitzung des Preisgerichts teilgenommen haben.

Der Entwurf wird mit dem ausgewählten Planungsteam weiter ausgearbeitet und das Bebauungsplanverfahren auf Grundlage des Siegerentwurfs weitergeführt. Ziel ist es, im Jahr 2024 den Bebauungsplan festzustellen.

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