EU-weiter Stresstest 2023: Deutsche Institute behaupten gute Kapitalposition in einem strengen Stressszenario

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben heute die Ergebnisse ihres regelmäßigen Stresstests veröffentlicht. Der Stresstest hatte zuletzt 2021 stattgefunden. Seit Ende Januar haben sich die Kreditinstitute der Simulation eines Basis- und eines pessimistischen Drei-Jahresszenarios mit einem schweren makroökonomischen Abschwung gestellt. Die Ergebnisse der Simulation werden zur Berechnung der individuellen aufsichtlichen Eigenmittelempfehlung der Banken herangezogen und dürften insbesondere vor dem Hintergrund der letzten Krisen und der andauernden Zinswende zur Einschätzung der Lage der Institute von Interesse sein.

Die deutschen Banken zeigen sich auch im neuerlichen Stresstest widerstandsfähig. Das Kernkapital geht insgesamt zwar trotz zwischenzeitlich insgesamt verbesserter Profitabilität auch bei diesem Stresstest zurück, allerdings vor dem Hintergrund eines nochmal verschärften Szenarios. Letzteres geht unter anderem von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland für 2023 von 5,2 Prozent und einem kumulierten Rückgang der Preise für Wohnimmobilen von mehr als 25 Prozent sowie für Gewerbeimmobilien von mehr als 30 Prozent aus. Die Aktienmärkte brechen in diesem Szenario im Jahr 2023 sogar um mehr als 50 Prozent ein und erholen sich danach kaum. Darüber hinaus unterstellt der Stresstest die unrealistische Annahme einer konstanten Bilanz der Banken, was bedeutet, dass sie bei Eintritt des Szenarios keinerlei Gegenmaßnahmen ergreifen würden.

Neben den Ergebnissen des Stresstests wurden heute zudem Daten zur Wertentwicklung der institutsindividuellen Anleihebestände veröffentlicht. Diese Informationen dienen der Markttransparenz und sind kein Bestandteil des eigentlichen Stresstests. Zudem stellen sie keine realisierten Verluste dar und zeichnen ein unvollständiges Bild der eigentlichen Risikosituation. In Europa unterliegen alle Institute strengen Anforderungen an das Management von Zinsänderungsrisiken und sichern sich wirksam gegen dieses Risiko ab.

Kritisch stimmt die DK das Vorgehen der EZB in diesem Stresstest. So wurden die Ergebnisse vieler europäischer Banken durch Aufschläge der EZB in späteren Prozessschritten verschlechtert und die stressbedingten Kapitalverluste deutlich ausgeweitet. Oftmals konnten diese Aufschläge von den Banken methodisch oder ökonomisch nicht nachvollzogen werden. Entsprechend sind die Ergebnisse der einzelnen Banken sehr heterogen und nur stark eingeschränkt vergleichbar. Mit diesem Vorgehen wird das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Ergebnisse des Stresstests gefährdet, das sich aus einer konsistent angewendeten und nachvollziehbaren Methodik speist.

Die Sicherstellung der Vergleich- und Nachvollziehbarkeit sollte ebenso wie die Vereinfachung im Fokus der Weiterentwicklung des EU-weiten Stresstests stehen. Dringender als methodische Anpassungen bleibt damit wie bereits zuletzt für die Institute eine weitere Stabilisierung des Stresstestprozesses einschließlich der begleitenden Kommunikation.

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