Fester Rückhalt: 50 Jahre Sicherheitsgurte in allen Opel-Fahrzeugen

  • Der Zeit voraus: Opel führt Gurt 1973 serienmäßig in allen Modellen drei Jahre vor allgemeiner Anschnallpflicht ein
  • Start 1968: Opel Kadett, Admiral und Diplomat bereits mit Vordersitzgurten erhältlich
  • Komfortabel: Omega 1986 erstes Auto mit serienmäßig höhenverstellbaren Gurten
  • Feinjustiert: Neuer Astra Electric mit weiterentwickeltem „Gurt-Antiblockiersystem“

Der neu entwickelte Elektromotor, das klassenführende Intelli-Lux LED® Pixel Licht mit insgesamt 168 LED-Elementen, das Head-up-Display oder die natürliche Spracherkennung „Hey Opel“ – der erste elektrifizierte Opel Astra steckt voller technischer Highlights. Doch die Ingenieure haben den Kompaktklasse-Bestseller auch an weniger sichtbaren Stellen weiterentwickelt. Besonders ein Sicherheits-Feature macht den neuen Astra Electric jetzt noch sicherer: der adaptive Gurtkraftbegrenzer. Er steuert die Gurtkraft noch präziser, die während eines Aufpralls auf den Körper einwirkt, um Verletzungen möglichst zu vermindern und den Fahrer gleichzeitig bestmöglich zu schützen.

Über Sensoren erkennt das adaptiv gesteuerte Rückhaltesystem die Schwere des Unfalls und passt die Gurtkraft auf den Crashverlauf optimiert an. Ein Plus an Sicherheit, das den entscheidenden Unterschied machen kann. Denn allen Airbags und Assistenzsystemen zum Trotz: „Der Gurt ist nach wie vor der wichtigste Lebensretter im Auto“, sagt Peter Schüßler, Manager Passive Rückhaltesysteme bei Opel in Rüsselsheim. Und das wichtigste aller Sicherheits-Features feiert diesen Sommer ein rundes Jubiläum: 50 Jahre ist es her, dass Opel im Jahr 1973 damit begann, in allen Modellen serienmäßig Dreipunktgurt-Systeme mit praktischer Einhandbedienung einzubauen – und das zu einer Zeit als die Anschnallpflicht in Deutschland noch drei Jahre auf sich warten ließ. In 50 Jahren ist einiges zusammengekommen: In jedem Opel-Modell sind durchschnittlich 15 Meter Gurt verbaut. In Summe ergibt das nach fünf Jahrzehnten rund 750 Millionen Meter Gurtband – das entspricht 18 Umrundungen des Äquators.

Sicherheit steht bei Opel an erster Stelle: Der Gurt als Lebensretter

Bereits in den 1960er Jahren erproben die Opel-Ingenieure den Gurt als lebensrettendes Rückhaltesystem im Auto. Schon ab April 1968 können unter anderem Opel Kadett, Admiral und Diplomat mit Vordersitzgurten bestellt werden. Der Coupé-Klassiker Manta A folgt im Oktober 1970. Serienmäßig gibt es den Lebensretter bei Opel auch in den sportlichen Modellen – zum Beispiel ab 1967 im Kadett B Rallye und ein Jahr darauf im Commodore A GS.

Zugleich macht sich Opel schon früh aktiv für die Akzeptanz von Sicherheitsgurten stark und nimmt damit eine Vorreiterrolle ein. 1969 demonstrieren Opel-Ingenieure Pressevertretern im Test Center Dudenhofen die Ergebnisse ihres Unfall-Forschungsprogramms. Die wichtigste Botschaft: Mehr als die Hälfte aller Unfallopfer könnte noch leben, wenn sie Sicherheitsgurte benutzt hätten. Anfang 1972 wendet sich die Geschäftsführung per Brief an alle Opel-Mitarbeiter mit der Bitte, den Sicherheitsgurt anzulegen. Für alle Werksangehörigen gibt es vergünstigte Gurte zum Nachrüsten. Der Ansturm ist riesig: 12.000 Exemplare gehen innerhalb kürzester Zeit an die Mitarbeiter.

Bedeutung frühzeitig erkannt: Opel in „Gurtfragen“ der Öffentlichkeit voraus

In der breiten Öffentlichkeit dauert es seine Zeit, bis der Gurt als unverzichtbares Stück Fahrzeugsicherheit akzeptiert wird. Millionen Menschen verweigern sich zunächst dem Lebensretter, als am 1. Januar 1976 die allgemeine Anschnallpflicht eingeführt wird. Das Anlegen gilt damals vielen als zu umständlich. Erst recht, wenn der Pkw von verschiedenen Familienmitgliedern benutzt wird und der Gurt jeweils angepasst werden muss. Ein Problem, das der automatische Gurtaufroller bald löst. Gegen diverse Vorurteile jedoch scheint trotzdem lange Zeit kein Kraut gewachsen: Der Gurt beschneide die persönliche Freiheit, sein Sicherheitseffekt wird angezweifelt. Doch die Bedenken verstummen, als die Zahl der Verkehrstoten nachweislich zu sinken beginnt.

Parallel verbessern die Sicherheitsspezialisten die Systeme stetig. Der Opel Omega ist 1986 das weltweit erste Auto, das serienmäßig höhenverstellbare Sicherheitsgurte auf den Vorder- und Rücksitzen an Bord hat. 1991 präsentiert Opel den Gurtstraffer im Astra F, es folgen der Full-Size-Airbag sowie aktive und passive Sicherheitssysteme wie das Anti‑Blockier-System oder das Elektronische Stabilitätsprogramm.

Besonders Airbags minimieren das Verletzungsrisiko im Fall der Fälle nochmals deutlich – unter der Voraussetzung, dass Fahrer und Passagiere tatsächlich angeschnallt sind. Das eine System hält im Falle einer Kollision den Körper zurück, das andere dämpft ab. Dabei nimmt der Gurt etwa zwei Drittel der Energie eines Aufpralls auf. Ab den 2000er Jahren kommen erste Gurtkraftbegrenzer zum Einsatz, um Belastungsspitzen zu vermeiden. Weitere Verbesserungen erhöhen den Komfort, wie etwa der elektrische Gurtzuführer in Cabrios.

Entscheidende Millimeter: Die kluge Lenksäule gibt nach

Einen weiteren, entscheidenden Stellhebel für mehr Sicherheit identifizierten die Opel-Ingenieure bereits in den 1960er Jahren: die Sicherheitslenksäule. Dass Lenkrad und Säule nicht in den Fahrgastraum eindringen können, ist bis heute einer der Ausgangspunkte der Sicherheitsstrategie. Im Gegenteil: Bei einem Aufprall schiebt sich die Lenksäule ein Stück weit zusammen. So ermöglicht das System im Zusammenspiel mit Gurt und Airbag einen dynamischen Absorberweg von bis zu 100 Millimeter – entscheidende Millimeter, die das Verletzungsrisiko minimieren.

Der jetzt im Opel Astra Electric verbaute adaptive Gurtkraftbegrenzer hat ein nochmals verfeinertes „Antiblockiersystem“ für den Gurt. „Die Gurtkraft wird während des Aufprallverlaufs elektronisch gesteuert“, führen die Spezialisten aus. „Um die biomechanische Belastung zu messen, welche auf den Brustkorb einwirken, sind im THOR Crashtest-Dummy vier Sensoren installiert.“ In früheren Versionen waren nur singuläre Messungen möglich. Ermöglicht hat dieses Plus an Sensibilisierung die neueste Generation von Crashtest-Dummys, die seit 2020 im Einsatz ist.

Mit Sensoren gespickt: Neue „Dummys“ liefern entscheidende Erkenntnisse

Die Entwicklung des Sicherheitsgurts ist untrennbar mit der Weiterentwicklung der intelligenten Hightech-Puppen verbunden, die bei Tests die Auswirkungen eines Aufpralls auf den menschlichen Körper simulieren, ehe ein Sicherheitssystem die Freigabe für die Serienproduktion erhält. Die jüngste Generation hört auf den Namen THOR. Die Abkürzung steht für „Test device for Human Occupant Restraint“, zu deutsch: „Testvorrichtung für die Rückhaltung menschlicher Insassen“. Mit über 120 Sensoren ausgestattet, spürt und kommuniziert THOR elektronisch, was bei einem Aufprall mit ihm passiert. Mit seiner Hilfe wurde der adaptive Gurtkraftbegrenzer entwickelt, der zunächst im Opel Mokka und jetzt in der Astra-Baureihe zum Einsatz kommt. Er ist ein weiterer Meilenstein der seit Jahrzehnten andauernden Entwicklung passiver Sicherheits-Features. Und die Möglichkeiten sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Vielfältiger unterwegs: Neue Herausforderungen durch autonomes Fahren

Ab 2026 zum Beispiel sollen in Verbraucherschutztests Verletzungswerte bewertet werden, die den fragileren Knochenbau von Senioren noch besser berücksichtigen. Auch die fernere Zukunft hat das Rüsselsheimer Team bereits fest im Blick: Das autonome Fahren wird vieles nochmals auf den Kopf stellen. Vor allem dadurch, dass Fahrzeuginsassen nicht mehr ausschließlich nach vorne ausgerichtet sitzen werden, sondern gegebenenfalls einander zugewandt. Und so mancher könnte sich im Liegen chauffieren lassen. So ist es beispielsweise denkbar, dass die Gurte vollständig in die Sitze integriert werden. „An der Frage, was das im Detail für die Rückhaltesysteme bedeutet, arbeiten wir bereits intensiv“, erklärt Peter Schüßler. Die seit fünf Jahrzehnten währende Erfolgsgeschichte der Sicherheitsgurte wird mit den künftigen Herausforderungen so um viele weitere Entwicklungskapitel reicher werden.

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