„Der Sommer war wettertechnisch insgesamt eher durchwachsen. Dennoch lassen die bisher vorliegenden Zahlen auf eine gute Hauptsaison mit einer stabilen Auslastung für die Branche insgesamt schließen. Mecklenburg-Vorpommern ist weiter ein gefragtes Urlaubsland. Die Umfrage zeigt einmal mehr, dass es viele Herausforderungen in der Branche insgesamt gibt. Die Reiselust der Menschen ist vielerorts spürbar. Darüber hinaus stehen wir im intensiven touristischen Wettbewerb mit den anderen Bundesländern. Überall haben die Unternehmen die Herausforderung genügend Fach- und Arbeitskräfte zu finden. Sorgen bereitet der Branche darüber hinaus auch, dass Gäste kurzfristiger buchen. Das erschwert die Planbarkeit insgesamt. Potenzial besteht darin, mehr ausländische Gäste auf das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam zu machen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhard Meyer. Von Januar bis Juni 2023 hat Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben des Statistischen Amtes 12,8 Millionen Übernachtungen vorzuweisen. Das entspricht einer Zunahme zum Vorjahreszeitraum um 4,6 Prozent.
„Die Meinungen zur Sommersaison gehen stärker auseinander als in früheren Jahren“, erklärte Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Lediglich 43 Prozent der Unternehmen zeigen sich mit dem Verlauf der Hauptsaison, sprich Juni bis September, sehr zufrieden oder zufrieden; ein Drittel ist hingegen unzufrieden oder gar sehr unzufrieden; 24 Prozent verhalten sich neutral. „Die Zahlen zeigen: Neben viel Gutem in der Branche wie der trotz Krisenumfeld ordentlichen Nachfrage vor allem aus Deutschland, gibt es auch Wolken über dem Tourismushimmel im Mecklenburg-Vorpommern, die vor allem durch den akuten Arbeitskräftemangel und die Preissteigerungen in fast allen Bereichen begründet sind“, so Woitendorf weiter.
Aktuelle wirtschaftliche Lage auf dem Niveau der drei Vorjahre
Ihre wirtschaftliche Lage schätzt die Hälfte der Betriebe (49 Prozent) als sicher oder sehr sicher ein; 13 Prozent sehen diese als gefährdet oder akut gefährdet an; 37 Prozent bewerten sie als neutral. Im Vergleich zu den Sommerumfragen der Vorjahre wird die aktuelle wirtschaftliche Lage in der diesjährigen Hauptsaison damit ähnlich bewertet. Am wirtschaftlich gefährdetsten sehen sich die Gastronomiebetriebe (Mittelwert 3,00) und die Freizeitanbieter (2,67) an (Skala: 1 = „sehr sicher“ bis 5 = „akut gefährdet“). Zudem zeigt die Umfrage, dass die touristischen Leistungsträger auf Usedom am positivsten gestimmt (2,36) und die Unternehmen in der Mecklenburgischen Seenplatte im Durchschnitt am negativsten gestimmt (2,68) sind, die Werte aber insgesamt recht dicht beisammen liegen.
Gästezufriedenheit im Urlaubsland weiterhin hoch, aber im Vergleich zum Vorjahr gesunken / Zufriedenste Gäste in der Region Mecklenburg-Schwerin
Die Zufriedenheit der Gäste während der Hauptsaison wird von zwei Drittel der befragten Unternehmen als hoch oder sogar sehr hoch eingeschätzt. Elf Prozent beobachteten hingegen eine niedrige oder sehr niedrige Zufriedenheit bei ihren Gästen; 23 Prozent bewerteten sie als „neutral“. Dabei berichten die wassertouristischen Unternehmen und die Beherbergungsunternehmen von den zufriedensten Gästen (Mittelwert 2,11 beziehungsweise 2,20). Allerdings: Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Gästezufriedenheit gesunken, denn im August 2022 schätzten die befragten Unternehmen die Gästezufriedenheit (2,05) höher ein. In den Regionen berichten die Unternehmen aus Mecklenburg-Schwerin von den zufriedensten Gästen (2,09) Gästen, während auf der Insel Rügen die Gästezufriedenheit als am geringsten eingeschätzt wird (2,55).
Auch die Gästezahlen sind für über die Hälfte der Unternehmen im Vergleich zu 2019 gesunken, was nach Einschätzung von Tobias Woitendorf vor allem an dem sich nur langsam erholenden internationalem Tourismus und einem gesunkenen Interesse von Familien mit Kindern an Mecklenburg-Vorpommern liegt. Die Entwicklung der aktuellen Gästezahlen in Mecklenburg-Vorpommern wird in starkem Maße von Wiederholungs- und Stammgästen getrieben.
Herausfordernde Marktlage
Auch in der Bewertung der aktuellen Marktlage teilt sich das Bild: 37 Prozent aller Unternehmen schätzen sie als vorteilhaft oder sogar sehr vorteilhaft ein, wohingegen 26 Prozent derzeit eine herausfordernde oder sehr herausfordernde Marktlage beobachten. Unterschiede treten zwischen verschiedenen touristischen Bereichen hervor: Während 40 Prozent der Beherbergungsbetriebe die Marktlage aktuell als (sehr) vorteilhaft einschätzen, sehen 43 Prozent der befragten Gastronomiebetriebe die Marktlage für sich als (sehr) herausfordernd.
Mehrwertsteuersatz auf Speisen soll beibehalten werden
Große Übereinstimmung in der Branche erzielte ein Thema: die Beibehaltung des seit der Pandemie verminderten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent auf Speisen in der Gastronomie. 83 Prozent der Unternehmen hielten dies für den richtigen Weg; 14 Prozent enthielten sich der Stimme, nur drei Prozent sind für die Abschaffung des verminderten Steuersatzes. Bei den befragten Beherbergungsbetrieben stimmten 88 Prozent für eine Beibehaltung, bei den Gastronomiebetrieben waren es 100 Prozent.
Umsätze leicht unter Vor-Corona-Niveau, Erträge teils stark geschmälert / Preise in Hauptsaison um durchschnittlich elf Prozent gestiegen
Auf Umsatzebene verzeichnen die Unternehmen durchschnittlich einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2019, allerdings einen deutlichen Einbruch auf Ertragsebene im Vergleich zum gleichen Jahr. „Kein Wunder im Angesicht galoppierender Kosten für Waren, Logistik, Energie und Personal, dass Umsätze sich kaum verändern, aber die Erträge teils einbrechen. Viele Unternehmen der Tourismusbranche kämpfen um Wirtschaftlichkeit und damit Marktfähigkeit und passen die Preise gezwungenermaßen an“, erklärte Tobias Woitendorf. Die meisten Anbieter im Land würden sich dabei im erwartbaren Korridor bewegen, einige wenige Ausreißer nach oben würden ihre Preispolitik überdenken müssen. „Preis und Leistung müssen zueinander passen, und das tun sie in der Regel auch.“
Die Preise in den touristischen Unternehmen für die Hauptsaison stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich elf Prozent an. Hierbei gibt es kaum nennenswerte Unterschiede zwischen den Regionen. Ein Blick auf die verschiedenen Anbieter zeigt, dass die Beherbergungsunternehmen mit durchschnittlich neun Prozent die niedrigsten und die Gastronomiebetriebe mit +20 Prozent die höchsten Preissteigerungen verzeichneten.
Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise sind laut Statistischem Bundesamt im ersten Halbjahr in Deutschland um 7,4 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 gestiegen, die Preise für Auslandsflüge im Vergleichszeitraum sogar um 24,9 Prozent.
Weiter sinkende Gästeausgaben
Bezogen auf das Ausgabeverhalten, beobachten mehr als zwei Drittel der Unternehmen (68 Prozent) sinkende oder stark sinkende Ausgaben ihrer Gäste. Nur acht Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Gäste etwas mehr im Vergleich zum Vorjahr ausgaben.
82 Prozent halten Deutschlandticket für bislang nicht relevant
Die Auswirkungen des Deutschlandtickets sind für den Großteil der touristischen Unternehmen (82 Prozent) in Mecklenburg-Vorpommern bislang nicht spürbar; 14 Prozent beobachteten positive Auswirkungen und vier Prozent negative Auswirkungen. Hierbei zeigt sich, dass diejenigen, für die das Deutschlandticket Auswirkungen hat, tendenziell eher steigende Gästezahlen daraus resultieren. Auf den Umsatz wirkt es sich hingegen tendenziell eher weniger aus.
Vorbuchungsstände für die kommenden Monate
Für September erwarten Beherbergungsunternehmen eine Auslastung von rund 64 Prozent und für den restlichen Herbst, sprich Oktober und November, eine Auslastung von rund 50 Prozent, was jeweils leicht über den Erwartungen des Vorjahres liegt.
Arbeitskräftemangel weiter gravierend / Housekeeping, Service, Küche und Gastronomie besonders betroffen
Vier von zehn befragten touristischen Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern (40 Prozent) sind aktuell vom Arbeitskräftemangel betroffen. Die Betroffenheit ist nicht in allen Bereichen gleich groß: So sind Marketingorganisationen, Kurverwaltungen und Touristinformationen mit 27 Prozent, sowie Freizeitanbieter mit 35 Prozent vergleichsweise deutlich weniger vom Arbeitskräftemangel betroffen als Gastronomiebetriebe mit 71 Prozent. Insbesondere in der Gastronomie hat sich die Situation im Vergleich zum August 2022 sogar noch weiter verschärft. Damals gaben noch 58 Prozent der gastronomischen Betriebe an, vom Arbeitskräftemangel betroffen zu sein. Auf der anderen Seite hat sich die Situation für Beherbergungsbetriebe im Nordosten offenbar etwas entspannt. Letztes Jahr hatten noch 55 Prozent der Unterkünfte angegeben, vom Arbeitskräftemangel betroffen zu sein. In diesem Jahr liegt der Anteil bei 41 Prozent. Bei den Reiseregionen sind laut Umfrage die Unternehmen in Mecklenburg-Schwerin (25 Prozent) und auf Fischland-Darß-Zingst (34 Prozent) insgesamt am wenigsten betroffen; auf dem Vorpommerschen Festland (44 Prozent) und in der Mecklenburgischen Seenplatte (45 Prozent) am stärksten.
Die von den betroffenen Unternehmen genannten Unternehmensbereiche mit den größten Bedarfen sind: Housekeeping (53 Prozent), Service (50 Prozent), Küche (45 Prozent) und Rezeption/Empfang (31 Prozent). Befragt man die vom Arbeitskräftemangel betroffenen Unternehmen danach, wie viel Prozent der Arbeitskräfte fehlen, ergibt sich folgendes Bild: Den betroffenen Unternehmen fehlen im Schnitt 31 Prozent an Aushilfskräften, 29 Prozent an Teilzeitkräften, 23 Prozent an Auszubildenden und 22 Prozent an Vollzeitkräften.
Folgende Maßnahmen setzen die betroffenen Unternehmen um, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: Anpassungen der Angebots-/Produktpalette (77 Prozent umgesetzt oder in Planung), das Anwerben von älteren Arbeitskräften (73 Prozent umgesetzt oder in Planung) und Strategisches Personalmarketing (70 Prozent umgesetzt oder in Planung). Außerdem haben 68 Prozent Öffnungs- oder Erreichbarkeitszeiten reduziert beziehungsweise planen dies. Die folgenden Maßnahmen kommen nur für einen kleinen Teil der betroffenen Unternehmen in Betracht: Jobsharing von Arbeitskräften/Auszubildenden (18 Prozent umgesetzt oder in Planung), gemeinsame Unterbringung von Arbeitskräften mit anderen Betrieben (25 Prozent) oder aktives Ab-/Anwerben potenzieller Arbeitskräfte (40 Prozent).
Aktuell verwenden 43 Prozent der touristischen Unternehmen Budget für Weiterbildung/Rekrutierung, 19 Prozent für beide Themen, 17 Prozent nur für Weiterbildung und sieben Prozent nur für Rekrutierung. 30 Prozent planen derzeit kein Budget für diese Bereiche ein und 28 Prozent haben sich bei der Frage enthalten.
Angebot für Qualifizierung und Rekrutierung nicht ausreichend / Landesweiter Service gewünscht
Die betroffenen Unternehmen wünschen vor allem die folgenden Veränderungen der Rahmenbedingungen zur Sicherung von Fachkräften in der Tourismusbranche: den Abbau der Bürokratie für Unternehmen (70 Prozent), die Steigerung der Attraktivität Mecklenburg-Vorpommerns als Land zum Arbeiten und (60 Prozent) und die Erleichterung der Einstellung ausländischer Fachkräfte (55 Prozent).
Um den Arbeitskräftebedarf der Branche nachhaltig zu sichern, wünschen sich die Unternehmen vor allem folgende Maßnahmen vom Land: Unterstützung bei der Gewinnung internationaler Arbeitskräfte (39 Prozent), Zugang, Wegweisung und Informationen zu touristischen Berufen, Ausbildungsberufen und Studiengängen (34 Prozent) sowie eine Rekrutierungskampagne des Landes in definierten Zielgruppen und Märkten (32 Prozent).
Das derzeitige Angebot für Qualifizierung und Rekrutierung von Personal halten 43 Prozent für nicht ausreichend. Nur vier Prozent sagen, dass es für Weiterbildung von Personal ausreichend Angebot in Mecklenburg-Vorpommern gibt, ein Prozent für Rekrutierung und zwei Prozent für beide Themenbereiche. 50 Prozent der Unternehmen können dies nicht einschätzen.
Einen landesweiten Service zur Bündelung von Qualifizierungs- und Rekrutierungsangeboten in Mecklenburg-Vorpommern halten 44 Prozent der Befragten für sinnvoll und 14 Prozent für nicht sinnvoll. Diejenigen, die ein solches Angebot befürworten würden, präferieren hier eine Kombination von digitalen und Präsenzangeboten und würden zum größten Teil (71 Prozent) auch Budget für einen oder sogar beide Bereiche (Weiterbildung und/oder Rekrutierung) einsetzen.
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