Ulrich Rückriem. 40 Bodenreliefs

Ab 21. Dezember 2023 wird anlässlich seines 85. Geburtstages Ulrich Rückriems Hauptwerk „40 Bodenreliefs“ in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie gezeigt: Die Installation aus vierzig quadratischen Granitplatten ist eine Hommage an Ludwig Mies van der Rohe. Die aktuelle, dreiwöchige Präsentation ist eine Wiederaufführung der 1998 eigens für die Neue Nationalgalerie konzipierten Arbeit.

Der deutsche Bildhauer Ulrich Rückriem (geboren 1938) überließ der Nationalgalerie 1998 sein Hauptwerk „40 Bodenreliefs“. Rückriem ist für seine wuchtigen, oft in Teilstücke gegliederten Steinskulpturen bekannt und legte 1998 in der leer geräumten Glashalle der Neuen Nationalgalerie 40 quadratische Platten aus. Diese „40 Bodenreliefs“ konnten in die Sammlung der Nationalgalerie übernommen werden und waren 2004 und 2009 in Varianten zu sehen. Die Neue Nationalgalerie zeigt nun die Wiederaufführung der eigens für die besondere Architektur des Museums konzipierten Installation anlässlich des 85. Geburtstages des Künstlers.  

Die 40 Granitplatten wurden ursprünglich in der Normandie gebrochen und vorbereitet. Das Maß der Steine von 120 x 120 cm entspricht dabei genau dem Maß der Bodenplatten in der Halle von Mies van der Rohe. Nach Vorstellungen des Künstlers sollen die Steine in einer lockeren Form „schachbrettartig“ über den Hallenboden verteilt werden, so dass auf jeder Längsbahn eine Platte zu liegen kommt. Dem strengen Raster des Innen-raums setzt Rückriem einen spielerischen Rhythmus seiner Bodengestal-tung entgegen. Die für Rückriem typische, porös aufgebrochene Oberflächenstruktur der Steine sorgt ihrerseits für ein organisches Gegenelement zum funktionalen Charakter der ganz von Glas und Stahl geprägten Architektur. Die Steine fungieren als „Störungen“, die den Blick nach unten auf den Boden lenken, die horizontale Anlage des Gebäudes besonders betonen und das freie Flanieren der Besucher*innen in der Halle ist nur noch eingeschränkt möglich. Durch die ansonsten freie Halle und den offenen Ausblick in alle Richtungen nimmt die Installation eine landschaftliche Dimension an.

Zur Sammlung der Nationalgalerie gehören eine Reihe von Arbeiten von Ulrich Rückriem. Dazu zählen das große Steinmassiv „Granit (Normandie)“ (1985) und die „Stele für Mies“ (2004), die auf dem Rasenstück an der Südseite der Neuen Nationalgalerie permanent aufgestellt ist. Der hohe, blockartige Stein-Pfeiler „Stele für Mies“ entspricht in den Maßen exakt dem Grundriss von 120 x 120 cm der „40 Bodenreliefs“ und rechnerisch in etwa den 40 übereinander gelegten „Bodenreliefs“.

Ulrich Rückriem wurde am 30. September 1938 geboren und wurde in diesem Jahr 85 Jahre alt. „Was ich mache, ist das Minimale, das Einfache“, hat Ulrich Rückriem 1977 formuliert und hinzugefügt, „ich glaube, dass das wichtig ist, dass es die Menschen dazu bringt, genauer hinzugucken, wenn es wenig zu sehen gibt.“ Schon immer war der Künstler zugleich daran interessiert, seine Skulpturen so aufzustellen, dass ein Dialog mit dem Umraum entsteht. „Ich suche Orte für meine Skulpturen in der Stadt oder in der Landschaft. Oft fange ich sie erst an, wenn ich eine Umgebung gefunden habe“.

Mit den „40 Bodenreliefs“ setzt die Neue Nationalgalerie die architektonischen Interventionen von Künstler*innen wie Monica Bonvicini fort, die Mies van der Rohe und seiner Architektur gewidmet sind.

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