„Kinder mit Behinderungen zu fördern, liegt uns am Herzen“: Das Familienunternehmen Schuchmann fertigt in Bissendorf Rehatechnik-Produkte für Kinder in der ganzen Welt

„Wir bekommen regelmäßig positive Rückmeldungen von Eltern, deren Kinder unsere Hilfsmittel im Einsatz haben. Wenn wir ein Foto aus Japan erhalten, auf dem ein Kind in unserem Therapiestuhl madita sitzt oder ein Bild aus Australien, das ein Kind mit einem unserer Fahrräder zeigt: Das macht uns stolz.“ Kindern mehr Teilhabe zu ermöglichen, ist das Ziel von Miriam und Torsten Schuchmann, die das Rehatechnik-Unternehmen Schuchmann als Familienbetrieb in zweiter Generation führen. Am Standort in Bissendorf entwickelt und fertigt der Marktführer in Deutschland Therapiestühle und andere spezielle Hilfsmittel für junge Menschen mit Behinderungen. „Kinder mit Behinderungen zu fördern und so optimal wie möglich zu unterstützen, liegt uns am Herzen.“ Im Jahr 2020 ist das Unternehmen mit heute 160 Mitarbeitenden von Hasbergen, wo sich seit 1998 der Firmenstandort befand, nach Bissendorf umgezogen und plant für das Frühjahr nächsten Jahres, am Standort die Erweiterung einer 3.000 qm großen Lager- und Produktionshalle zu beziehen.

Beim gemeinsamen Besuch mit Peter Vahrenkamp, Geschäftsführer der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land, zeigte sich Landrätin Anna Kebschull nicht nur beeindruckt von der Leistungsstärke des Rehatechnik-Unternehmens und der hohen Qualität der Nischenprodukte: „Für Bissendorf und den gesamten Landkreis Osnabrück ist ein Unternehmen wie Schuchmann mit dieser großen Strahlkraft weit über die Region hinaus besonders wertvoll. Sie identifizieren sich mit der Region, schaffen hier bei uns Arbeitsplätze und engagieren sich zudem mit sozialem Sponsoring. Eine tolle Leistung, eine tolle Unternehmensphilosophie.“ Auch WIGOS-Geschäftsführer Peter Vahrenkamp drückte seine Anerkennung für das aus, was das Unternehmerpaar Schuchmann im Landkreis Osnabrück in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut hat: „Es zeichnet ihr Unternehmen aus, dass sie ihren Weg so konsequent gegangen sind und ihn immer noch gehen. Schuchmann ist inzwischen wahrlich ein Hidden Champion.“ Das soziale Engagement trage dazu bei, dass die Region lebens- und liebenswert bliebe.

Für Miriam und Torsten Schuchmann hat es einen besonderen Grund, warum sie sich auf die Entwicklung und Fertigung von Rehaprodukten für mehrfach schwerstbehinderte Kinder spezialisiert haben: Miriam Schuchmann weiß aufgrund der Schwerstmehrfachbehinderung ihrer Schwester aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, für jedes Kind mit Beeinträchtigung eine individuelle Lösung zu finden, um Potenziale zu fördern und den Alltag für die ganze Familie zu erleichtern. Wichtig ist dem Unternehmerehepaar dabei, dass das Produkt genau zum Kind und dessen individuellen Anforderungen passt. „Wir können unsere Produkte nicht aus dem Katalog verkaufen. Familien kommen deshalb oft hierher und testen die Produkte erst einmal aus. Zur Erprobung haben wir 1.700 Produkte bundesweit für Erprobungstermine im Einsatz. Die Kinder freuen sich, wenn sie ein Fahrrad ausprobieren und sich dann ihre Lieblingsfarbe aussuchen können“, erläuterte Torsten Schuchmann den Gästen aus dem Kreishaus. Es sei am Ende der Service, der den Unterschied mache. „Die Ergebnisse geben uns seit 20 Jahren recht.“

An Bedeutung zugenommen hat auch der Export der Schuchmann-Rehatechnik: „Wir haben damals von einer Exportquote von 50 Prozent geträumt, um unabhängig vom deutschen Markt zu werden. Jetzt sind wir bei über 30 Prozent“, berichtete Miriam Schuchmann. Den ersten Meilenstein setzte Schuchmann 2013 mit der Gründung einer Niederlassung in Frankreich, wo heute allein sechs Mitarbeitende beschäftigt sind. 2017 folgte der Einstieg in den Markt in Großbritannien.14 Fachkräfte von Schuchmann betreuen dort Kinder und Familien direkt. Das sei ein großer Unterschied zu Deutschland, wo die Versorgung der Familien in der Regel über den Fachhandel sichergestellt werde. Hilfsmittel aus Bissendorf unterstützen Familien weltweit: Schweiz, Schweden, Japan seien wichtige Länder. Aktuell sei der norwegische Markt hinzugekommen. „Unsere Produkte sind von sehr hoher Qualität. Daher sind wir in Ländern sehr erfolgreich, wo Qualität und Haptik der Produkte eine große Rolle spielen“, erläuterte Torsten Schuchmann.

Dass der Export so vorangetrieben wurde, hat einen Grund: „Wir haben in den vergangenen Jahren unseren Fokus weiterhin auf die Produktentwicklung gelegt und dort viel investiert. Unsere Produkte werden in der eigenen Konstruktionsabteilung weiterentwickelt und den veränderten Bedürfnissen angepasst. Um diese weiter zu forcieren, brauchen wir die Stückzahlen, auch aus dem Exportgeschäft“, berichteten Torsten und Miriam Schuchmann. Die Hilfsmittel, wie zum Beispiel der Therapiestuhl madita, von dem rund 3.500 Stück jährlich die Produktion in Bissendorf verlassen, werden nach einem Baukastenprinzip individuell konfiguriert und immer wieder angepasst. Bestseller unter den rund 26.000 verkauften Produkten sind mit einer Stückzahl von 3.300 auch die Spezial-Fahrräder.

Aufgrund der hohen Qualität und des damit einhergehenden langen Lebenszyklus haben die Produkte eine hohe Wiedereinsatzquote. Drei bis vier Kinder könnten im Schnitt einen Therapiestuhl im Laufe seines Lebenszyklus nutzen, so Torsten Schuchmann. Das Produkt sei zwar am Anfang teurer, habe aber dafür eine entsprechende Lebensdauer und zahle sich am Ende der Lebensdauer auch positiv aus. Für WIGOS-Geschäftsführer Peter Vahrenkamp ist das ein echter Pluspunkt: „Hier steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Das finde ich super.“

Nachhaltig ist auch der Erhalt des Unternehmens Schuchmann als Familienbetrieb, wie das Unternehmerpaar beim Besuch der Landrätin deutlich machte: „Familienunternehmen wie wir es sind, werden in unserer Branche immer seltener. Allein in den letzten zwölf Monaten hätten wir dreimal verkaufen können. Für uns ist aber klar, dass wir nicht verkaufen und als Familienunternehmen bestehen und weiter ausbauen wollen. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, Familien zu unterstützen und zu überlegen, wie wir dies langfristig mit unseren Produkten erreichen können. Da geht es um mehr als um das Quartalsergebnis.“

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