Ackern zwischen Dürre und Starkregen

In Zeiten des Klimawandels gilt es, den Spagat zwischen den wechselnden Wetterextremen zu managen. Wie Landwirte sowohl in Trockenjahren als auch in Jahren mit vermehrten Starkregenereignissen eine gute Ernte einfahren können, haben die Referenten der Ackerbautagung der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) gezeigt.

Anna-Lena Bräucker, M. Sc. Agr., Soest

"Es wird eine Erwärmung in den nächsten 20 Jahren geben – egal was wir tun", dessen ist sich Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sicher. Mit seinem Vortrag zeigte er zum einen, wie weit der Klimawandel bereits fortgeschritten ist und zum anderen, dass in jedem Fall weitere Wetterextreme folgen werden. Er verwies auf die Verschiebung der Vegetationszeiträume, sodass wir eine zeitigere Frühjahrsvegetation und deutlich kürzere Winter zu erwarten haben. "Und die Grenzen werden sich bis 2050 auch noch weiter verschieben", verkündete Brömser. Für die Zukunft gab er bereits den Ausblick, dass sich die Landwirte in NRW mit 85 %iger Wahrscheinlichkeit auf vermehrt trockene Jahre einstellen sollten und dass die nasse Wetterperiode im Jahr 2023 eher eine Ausnahme war. Stärkere Bodenschutzmaßnahmen, eine verbesserte Wasserspeicherung der Böden, eine erweiterte Fruchtfolge und neu gezüchtete Sorten sah Andreas Brömser als mögliche Anpassungsstrategien der Landwirtschaft.

Mut zum Ausprobieren

Stefan Vogelsang, Landwirt aus Rheda-Wiedenbrück (NRW), führt auf seinem Betrieb mit Milchvieh- und Schweinehaltung schon seit einigen Jahren Technikversuche durch. Er testet neue Anbaukonzepte und neue Fruchtfolgen, um nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der Praxis Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft aufzuzeigen. "Wir brauchen flexible Anbaukonzepte, die bei Dürre UND (Stark-)Regen funktionieren", so der Betriebsleiter. Beispiele für flexible Konzepte, bei denen er auch bereits auf seinem Betrieb einen deutlichen Mehrwert erreicht hat, war die teilflächenspezifische Aussaat von Mais und Getreide.

Des Weiteren wendet Vogelsang einen teilflächenspezifischen Einsatz von Wachstumsreglern sowie eine mechanische Unkrautbekämpfung durch Striegel und Hacke an. Dabei räumte er mit dem Vorurteil auf, die Anwendung z. B. eines Striegels könnte zu einem höheren Wasserverlust durch Verdunstung führen. Wird die Anwendung z. B. im Mais zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt, ist das Gegenteil der Fall: das Wasser steht dem Mais durch das Brechen von Kapillaren viel länger zur Verfügung, so seine Erfahrung.

Bei der Bodenbearbeitung durch das StripTill-Verfahren zeigte er sowohl bei Dürre als auch bei (Stark-) Regen bedeutende Vorteile auf. Zum einen ist es eine wassersparende Arbeitsweise mit Schutz vor Winderosion und zum anderen hilft das Verfahren bei der Regulierung des Wasserhaushaltes und gewährleistet zudem eine gute Befahrbarkeit.
Mit flexiblen Fruchtfolgen durch den Anbau der Weißen Lupine oder einer Zweitfrucht, wie dem 100-Tage Mais, konnte er nicht nur eine Futterlücke schließen, sondern auch "bombastisch gutes Futter ernten", so Vogelsang, und mit Kulturen, wie der Weißen Lupine, auch etwas für seinen Boden und seine Düngebilanz tun. Dabei sind Landwirte auch auf entsprechend zuverlässiges Sortenmaterial angewiesen und sollten versuchen, "immer etwas Neues zu testen und dabei nicht zu schnell den Kopf in den Acker zu stecken", wie Stefan Vogelsang zu sagen pflegt.

Züchtung ist gefordert

Die Pflanzenproduktion muss an die entstandenen Spannungsfelder angepasst werden. Hierzu gehören die vermehrten Wetterextreme sowie neue politische Rahmenbedingungen, z. B. das Verbot von insektizider Beiz- und Spritzmittel und der sich erhöhende Infektionsdruck auf die Kulturpflanzen. "Wir versuchen als Züchter Sorten mit ihren agronomischen Eigenschaften und Resistenzen mit den Anforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, in Einklang zu bringen", so Martin Koch, Produktmanager für Getreide bei der DSV. Die Pflanzenzüchtung fokussiert sich auf Krankheits- und Schädlingsresistenzen, die Optimierung von Qualitätseigenschaften, die Anpassung an abiotischen Stress und die Verbesserung der Nährstoffeffizienz – die vier wichtigsten Säulen der Ertragssicherheit.

Krankheiten und Schädlinge: mit der richtigen Sorte gewappnet

In der Gerste ist das Gerstengelbmosaikvirus (Barley yellow mosaic virus (BaYMV)) eine der bedeutendsten Virosen in Deutschland. "Die Resistenz gegen BaYMV ist ein wichtiger Erfolg in der Gerstenzüchtung", so Koch. Jedoch brachten die ersten Sorten mit Resistenzen gegen BaYMV-Typ 2 nicht die benötigten Erträge. Die DSV liefert mit JULIA nun eine Wintergerste mit einer Doppelresistenz gegenüber den bodenbürtigen Gerstengelbmosaikviren (Typ 1 und Typ 2), die gleichzeitig Spitzenerträge in den Landessortenversuchen (LSV) 2023 liefert. Aufgrund dieser herausragenden Ergebnisse ist sie die vermehrungsstärkste Wintergerste in Deutschland 2023.

Im Weizen verursacht die Orangerote Weizengallmücke Schäden – so sind verkümmerte Körner oder eine herabgesetzte Saatgut- und Backqualität die Folgen eines Befalles. Auch hier liefert die Züchtung eine Lösung: die Winterweizensorten DEBIAN, EXSAL und CHAMPION besitzen alle das Resistenzgen Sm1, das den Entwicklungszyklus des Schädlings unterbricht.

Die Produktmanagerin für Raps, Isabel Barsties, thematisierte die wichtige Fruchtfolgekrankheit Kohlhernie. Sie könnte in Zukunft eine größere Rolle spielen. "Im Herbst und Winter haben Sie eine gute Möglichkeit, in Rapsbeständen bzw. an Ausfallraps in Zwischenfruchtbeständen die Pflanzenwurzel auf Befall zu kontrollieren", erläuterte Barsties.
Kohlhernie kann in mehrere Rassen unterteilt werden (P1 bis P5), wobei P1 und P3 am häufigsten auftreten. Gegen diese Rassen gibt es Sorten mit der sogenannten Mendel-Resistenz. "Unsere Züchtung hat Sorten hervorgebracht, die mit der Resistenz auch im Ertrag den nicht-kohlhernieresistenten Sorten in nichts nachstehen!", so Barsties weiter und verweist auf die Bundessortenversuche 2023, in denen sowohl nicht-kohlhernieresistenten als auch kohlhernieresistente Sorten miteinander verglichen werden. Hier schneidet die neue Sorte CROMAT deutschlandweit als beste Kohlherniesorte ab und liefert zudem auch einen guten Ertrag!

Einfluss der Züchtung auf die Futterqualität

In der Milchviehfütterung sind bei der Auswahl der richtigen Maissorte mehrere Parameter von Bedeutung, insbesondere aber die Qualität. "Bei der Qualität einer Maissorte spreche ich nicht nur von Stärke- oder Energiegehalten, sondern auch von der Verdaulichkeit", so Nadja Arends, Produktmanagerin der DSV für Mais. Um beste Verdaulichkeit der Maissorte zu erhalten, gab sie den Tipp "mehr auf die Architektur, als auf die Kolbenbetontheit der Maissorten zu achten". Damit verwies sie auf besondere Sorten des DSV Maisportfolios, die das Gütesiegel Milk Index tragen. "Bei diesen Sorten ist die Struktur der Zellwände der Pflanze so verändert, dass sie leichter für die Kuh erschließbar und damit nutzbarer ist", erklärte Arends und führte weiter aus: "Damit wird eine höhere Leistung aus dem Grundfutter erzielt."

Grünland: auf die richtige Mischung der Arten kommt es an

Die DSV züchtet seit Anfang des 20. Jahrhunderts Futtergräser. "Mit dieser jahrzehntelangen Erfahrung sind wir in der Lage, für Grünlandbetriebe die besten Lösungen zu bieten, um gute Erträge unter extremen Bedingungen zu sichern", erläuterte Maren Timmermann, Produktmanagerin für Futtergräser und -leguminosen. "Durch eine standortangepasste Artenwahl für den Grünlandbestand können den negativen Folgen abiotischen Stresses, wie ausbleibenden Kahlfrostperioden oder dem warmen, wüchsigen Wetter bis in den Dezember, entgegengewirkt werden", erläuterte Timmermann.

Was können Zwischenfruchtmischungen in meiner Fruchtfolge leisten?

Diese Frage beantwortete Dr. Matthias Westerschulte mit seinem Vortrag, in dem er die Ergebnisse des CATCHY-Projekts vorstellte. Das Projekt läuft seit 2015 und wird 2024 abgeschlossen. Es ist Teil der Initiative BonaRes, "Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie" und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben der DSV sind an dem Projekt Mikrobiologen aus Bremen, Bodenkundler aus Hannover, Pflanzenernährer aus Gatersleben und Pflanzenbauer und Sozioökonomen aus Triesdorf beteiligt.

"In diesem langjährigen Projekt wurde in Fruchtfolgeversuchen die Wirkung des Zwischenfruchtanbaus in Form von Einzelkomponenten und Mischungen im Vergleich zur Brache mit den Schwerpunkten Bodenstruktur und -qualität, Mikrobiom, Nährstoff- und Wasserhaushalt, Ertragswirkung und Rentabilität untersucht", erklärte Westerschulte.

Durch das CATCHY-Projekt konnten neue wissenschaftliche Erkenntnisse für die vielfältigen Effekte des Zwischenfruchtanbaus in Pflanzenbausystemen gewonnen und damit das Verständnis für deren Wirkung deutlich verbessert werden. Wichtige Ergebnisse sind:

  • Zwischenfrüchte verbessern nachweislich die Bildung wasserstabiler Bodenaggregate (Ø + 16 %).
  • Die langjährigen Fruchtfolgeversuche haben gezeigt, dass unter Zwischenfrüchten die Nährstoffauswaschung zwischen 80 – 90 % geringer ist, im Vergleich zur Brache.
  • Abfrierende Zwischenfrüchte können der folgenden Hauptkultur mehr Wasser zur Verfügung stellen als eine Brache (+ 11,3 % Bodenwasservorrat zur Maisaussaat).
  • In den Trockenjahren während des Projekts führte dieser Effekt zu Mehrerträgen von bis zu + 11 % bei Silomais.
  • Im Winterweizen nach Silomais ergaben sich in den Langzeitversuchen Ertragssteigerungen von 1 bis 4 %.

Zu beachten ist aber, dass dieser Mehrwert nur durch kontinuierliche Integration in das Anbausystem zu erzielen ist.

"Mit Blick auf die vielfältigen pflanzenbaulichen Herausforderungen in den kommenden Jahrzehnten kann die Nutzung von Zwischenfrüchten aber nur eine Maßnahme darstellen, um resiliente Pflanzenbausysteme zu entwickeln", ist sich Westerschulte sicher. Der Schlüssel liegt in der ganzheitlichen Förderung der Bodengesundheit als Basis für gesunde Kulturpflanzenbestände. Dafür wird es notwendig sein, den Boden möglichst durchgängig aktiv zu begrünen, Eingriffe in den Boden soweit wie möglich zu reduzieren und die Vielfalt im System zu erhöhen – kurz: immergrüne, biodiverse Fruchtfolgen zu kreieren.

Reihenbezogener Ackerbau mit Beitrag zur Biodiversität

Tammo Siemers von den Amazonen-Werken ging der Frage nach, ob die konkurrierenden Ziele der Biodiversität und der wirtschaftlichen Ertragsoptimierung gleichermaßen erreicht werden können. Er berichtete über das "Controlled Row Farming" (CRF)-System. Es handelt sich dabei um ein neues Ackerbauverfahren, bei dem jede pflanzenbauliche Maßnahme im Bezug zu einer festen Reihe erfolgt, die mit GPS Technik für den Schlag hinterlegt wird. Dabei werden die Kulturpflanzen in einer Reihenweite von 50 cm angebaut, wobei die Saat des Getreides in Doppelreihen erfolgt. Je nach Fruchtfolge kann die Reihe um 25 cm versetzt werden, um zum Beispiel den Vorfruchtwert einer Untersaat zu nutzen.

Der langfristig angelegte Ackerbauversuch des agrar-ökologischen Ackerbausystems CRF untersucht den bedarfsgerechten Einsatz von Betriebsmitteln. Ziel ist es, angemessenere Erträge und Erlöse, bei einem maximalen Beitrag zur Biodiversität, durch die Einbeziehung vielfältiger Begleitpflanzen zu erreichen.

Die Ergebnisse zeigten, dass das CRF-System im Vergleich zur konventionellen Arbeitsweise ähnliche Gesamtkosten aufwies. Jedoch muss eine starke Zunahme des Arbeitszeitbedarfes beachtet werden, denn "Präzision kostet Zeit", vermerkte Siemers.

Fazit

Den Klimawandel selbst können wir nicht vollständig aufhalten – dies verdeutlichte bereits der erste Vortrag der Veranstaltung. Doch gemeinsam haben die Referenten der DSV Ackerbautagung gezeigt, wie wir diesen Extremen begegnen können, um dennoch in der Landwirtschaft handlungsfähig zu bleiben. Neben neuen Anbaukonzepten und -techniken sowie neuen Sorten, ausgerüstet mit Resistenzen gegenüber Krankheiten, gehören auch immergrüne, biodiverse Fruchtfolgen zu Optionen, die als Lösungen für die Zukunft dienen können.

Die DSV Ackerbautagung 2023 wurde aufgezeichnet und ist auf YouTube verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=MuCIWHHuoWY

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