Bei Hunger einfach warten, bis die nächste Mahlzeit ins Maul schwimmt? Diese bequeme Essgewohnheit legt die Geierschildkröte im Zoo Basel an den Tag. Damit das auch klappt, hat sie einen ausgefallenen Trick auf Lager.
Die Geierschildkröte aus Nordamerika gehört nicht gerade zu den umtriebigen Tieren. Sie bewegt sich nicht einmal zur Nahrungssuche, sondern wartet, bis das Fressen bei ihr vorbeikommt. Ganz untätig ist sie dabei aber nicht.
Die Geierschildkröte ist ein Lauerjäger. Sie bleibt an Ort und Stelle hocken und vertraut auf ihre Tarnung. Die ist ziemlich verblüffend: Mit den Zotten am Panzer und am Kopf ähnelt sie einem Stein. Gräbt sie sich dann noch reglos im Schlamm ein, ist sie von ihrer Umgebung nicht mehr zu unterscheiden. Wenn da dieses appetitliche Würmchen nicht wäre …
Hochkonzentriertes Nichtstun
Etwas bewegt sich nämlich doch etwas an der Geierschildkröte. Es ist der Köder, mit dem sie Beute anlockt. Es handelt sich dabei um nichts Anderes als ihre mit zwei rötlichen Fortsätzen versehene Zunge. Diesen vermeintlichen Wurm ringelt sie hin und her und täuscht damit Fische, die nach einer leckeren Mahlzeit Ausschau halten. Bei dem ganzen Prozedere geht nichts über das Timing: Schliesst die Schildkröte das Maul zu früh, ist der Fisch wieder weg. Schliesst sie es zu spät, muss sie mit einem schmerzhaften Biss in die Zungenspitze rechnen. Das heisst, die Schildkröte bewegt sich zwar kaum, untätig ist sie dabei aber nicht.
Geierschildkröten sind zwar unauffällig, aber keineswegs harmlos. Ihr Kiefer ist so stark, dass sie einen Besenstiel zerbeissen können. Ein menschlicher Finger wäre für ihren Kiefer etwa dieselbe Herausforderung wie für unseren eine Salzstange.
Selbst für eine Schildkröte langsam
Die Geierschildkröte ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Anlage an der Lebensweise orientieren sollte und nicht allein an der Grösse des Tieres. Während andere Tiere – im Zolli beispielsweise die Sakishima-Langschwanzeidechse – den ganzen Tag emsig unterwegs sind, ist Bewegung für die Geierschildkröte keine gute Idee. Das würde nur die Fische vertreiben, die sie eigentlich anlocken möchte. Selbst wenn sie doch einmal den Standort wechselt oder Luft holen muss, geschieht das im Zeitlupentempo.
Wer den Angel-Trick (hoffentlich bald wieder) im Zoo Basel beobachten möchte, muss sich ein Vorbild an der Geierschildkröte nehmen: Es ist viel Geduld gefragt.
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