Lockdown, Kurzarbeit und weitere Einschränkungen im Berufsleben ziehen nicht spurlos an der wirtschaftlichen Entwicklung vorbei. Beeinflussen die Veränderungen durch die Corona-Krise die Wahl der Ausbildungsplätze? Ist anhand dieser Folgen vielleicht sogar ein Wandel an beliebten Ausbildungsberufen für das Jahr 2022 erkennbar?
Jugendliche suchen nach Ausbildungsalternativen
Nicht nur Unternehmen haben mit den Folgen der Krise zu kämpfen, auch junge Arbeits- und Ausbildungssuchende. Viele Unternehmen müssen ihren Arbeitsalltag stark ändern und einschränken, dadurch rücken freie Lehrstellen wohl eher in den Hintergrund. Die betrieblichen Ausbildungsplätze sind in der Regel verringert.
Dennoch wirken sich die Corona-Pandemie und dessen Einschränkungen auf die Ausbildungswahl von Jugendlichen positiv aus: studienberechtigte Jugendliche schauen sich nach Alternativen um und ziehen eine duale Ausbildung einem Studium vor.
Vor der Pandemie entwickelte sich unter den jungen Menschen mit höheren Schulabschlüssen ein Trend hin zum Studium und weg von einer klassischen Berufsausbildung in einem Betrieb. Durch die coronabedingten Einschränkungen ist ein Wandel erkennbar. Der Ausbildungsmarkt 2019/2020 zeigt, dass es immer noch mehr gemeldete Ausbildungsstellen als Bewerber/innen gibt. Die Bewerberzahl im Ausbildungsjahr 2020/2021 brach nach angaben der Behörden im vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent ein.
Das die Zahl der gemeldeten Bewerber/innen deutlich gesunken ist, kann damit zusammenhängen, dass viele Ausbildungssuchende nicht mehr zwingend einen Ausbildungsplatz über eine lokale Ausbildungsvermittlung suchen und die Schulentlassungszahlen rückläufig waren.
Top 10 Ausbildungsberufe 2022
Das Ausbildungsportal ausbildungsstellen.de bietet jungen Menschen die Möglichkeit sich rund um das Thema Ausbildung zu informieren und online nach freien Ausbildungsplätzen zu suchen. Immer mehr Ausbildungssuchende nutzen das Internet, um die passende Ausbildung zu finden. Anhand der Häufigkeit von Suchanfragen auf ausbildungsstellen.de nach Ausbildungsplätzen konnte ein Top-10-Ranking für die beliebtesten Ausbildungsberufe 2022 erstellt werden.
Ausbildungstrends 2022: Top 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe
Bei den Ausbildungsberufen 2022 lässt sich erkennen, dass die Top 10 in den letzten Jahren relativ konstant ist. Ausbildungsberufe in der medizinischen Assistenz und Kfz-Technik sind am meisten gefragt. Es lässt sich festhalten, dass sich, abgesehen von einzelnen kleinen Veränderungen, im Ranking für 2022 im Vergleich zum Vorjahr keine signifikanten Änderungen zeigen, trotz der Einflüsse durch Corona.
Top-10 Ausbildungsberufe 2022
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel
- Kaufmann/-frau für Büromanagement
- Industriekaufmann/-frau
- Verkäufer/in
- Fachkraft Lagerlogistik
- Medizinische/r Fachangestellte/r
- Kfz Mechatroniker – PKW-Technik
- Industriemechaniker
- Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen
- Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r
Platz 1: Kaufmann/-frau im Einzelhandel
Neu auf dem Platz 1 ist der Ausbildungsberuf Kaufmann-frau im Einzelhandel der haarscharf den sonstigen erstplatzierten Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau für Büromanagement verdrängt hat.
Jetzt steht Kaufmann/-frau im Einzelhandel an der Spitze der beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland. Mit rund 26.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in Deutschland hat sich dieser Ausbildungsberuf das Siegertreppchen auch verdient.
Als Kaufmann/-frau im Einzelhandel kann der Supermarkt, Gemüseladen, das Sportfachgeschäft oder Modehaus aber auch Versand-und Internethandel der Arbeitgeber sein. Ein Beruf mit breitem Spektrum und Aufgaben im Bereich Beratung und Verkauf, Kassieren, Verwaltung, Lagerund und Einkauf.
Platz 2: Kaufmann/-frau für Büromanagement
Weiterhin sehr beliebt ist die Ausbildung als Kaufmann/-frau für Büromanagement, immerhin war dies jahrelang der beliebteste Ausbildungsberuf in Deutschland. Im Jahr 2017 wurden 71.226 Ausbildungsstellen zum Kaufmann/-frau für Büromanagement besetzt.
Als Kaufmann/-frau für Büromanagement steht die kaufmännische Verwaltung und Organisation von Unternehmen auf dem Tagesplan. Während der Ausbildung erlernt der Azubi alles über Assistenz, Verwaltung sowie Marketing und Vertrieb. In diesem Ausbildungsberuf sind die weiblichen Auszubildenden im vergleich zu männlichen Kollegen mit einem Anteil von 74% deutlich in der Überzahl.
Platz 3: Industriekaufmann/-frau
Die Bronzemedaille in diesem Ranking bekommt der Ausbildungsberuf Industriekaufmann/-frau. Für diesen Ausbildungsberuf ist kein Schulabschluss gesetzlich vorgeschrieben, weshalb diese Ausbildung bei Schulabgängerin besonders beliebt ist.
In der Berufsausbildung Industriekaufmann/-frau ist der Auszubildende für Marketing, Vertrieb, Rechnungswesen, Personalwesen und Materialwirtschaft sowie Einkauf zuständig. Wirtschaftliches Denken und ein gewisses Talent für Planung und Organisation sind in diesem Beruf sehr nützlich.
Platz 4: Verkäufer/-in
Sehr beliebt ist auch die Ausbildung Verkäufer/in etwa im Bereich Nahrungsmittel, Bekleidung oder Elektronikartikel. Der Azubi lernt Waren an den Kunden und Konsumenten zu bringen, führt Beratungs- und Verkaufsgespräche und punktet mit Höflichkeit und Freundlichkeit.
Neben Beratungs- und Verkaufsgesprächen ist die/der Verkäufer/-in für die Warenannahme, Preisauszeichnung und das Abkassieren zuständig.
Platz 5: Fachkraft Lagerlogistik
Das Kaufverhalten verlegt sich immer mehr auf die Onlineshops- immer mehr Menschen kaufen und bestellen Waren im Internet. Kein Wunder, dass der Bedarf an Fachkräften für den Bereich Logistik steigt und somit der Ausbildungsberuf Fachkraft Lagerlogistik sehr beliebt ist.
Fässer, Hochregale und Container: dort werden Rohstoffe, Waren und Produkte von Unternehmen und Betrieben gelagert. In der Ausbildung zur Fachkraft Lagerlogistik lernt der Auszubildende logistische Abläufe kennen und ist der Experte in Sachen Warenbewegung.
Platz 6: Medizinische/-r Fachangestellte/-r
Die Ausbildung Medizinische/r Fachangestellte/r (MFA) kann in verschiedenen medizinischen Fachrichtungen absolviert werden. Grundlegend erlernt der Azubi alles rund um die Assistenz von ärztlichen Behandlungen und Therapien, die Betreuung von Patienten/-innen und organisiert den Tagesablauf der Praxis oder medizinischen Einrichtung.
Als medizinische/r Fachangestellte/r ist man verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf in der Arztpraxis und die korrekte Verwaltung der Patientendaten.
Platz 7: Kfz-Mechatroniker/-in
Gleich fünf verschiedene Schwerpunkte stehen dem Auszubildenden im Ausbildungsberuf Kfz-Mechatroniker zur Auswahl. In der Ausbildung kann sich der Azubi auf die Schwerpunkte Karosserietechnik, Motorradtechnik, Nutzfahrzeugtechnik, Personenkraftwagentechnik oder System- und Hochvolttechnik festlegen.
Handwerkliches Geschick und technisches Verständnis sind unabdingbar für die Ausbildung Kfz-Mechatroniker/-in.
Platz 8: Industriemechaniker/-in
Auf dem achten Platz der Top-10 Ausbildungsberufe 2022 befindet sich Industriemechaniker/-in. Für diesen Ausbildungsberuf ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Ähnlich wie in anderen Berufen in der Industrie, ist die Ausbildung nach dreieinhalb Jahren beendet.
Während der Ausbildung gibt es zwar keine Spezialisierung in eine bestimmte Fachrichtung, jedoch lernt der Auszubildende vier Einsatzgebiete während der Ausbildung kennen. Die Anfertigung von technischen Zeichnungen und Modellen von Bauteilen, die Herstellung von Geräteteilen sowie die Instandhaltung und Installation von Maschinen und Anlagen stehen auf dem Tagesplan.
Platz 9:Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen
Mit dem Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen ist ein weiterer kaufmännischer Ausbildungsberuf unter den Top 10 der beliebten Ausbildungsberufen.
Klassischerweise berät Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen Kunden in Versicherungsfragen und Finanzprodukten. Finanzberatung, Immobilienfinanzierung, Verwaltung von Verträgen und Schadensbearbeitung gehören zum Know-how eines Kaufmannes/ einer Kauffrau für Versicherungen und Finanzen. Der Beruf kann im Außen- und Innendienst ausgeführt werden.
Platz 10: Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r
Auf dem letzten Platz im Ranking glänzt der Ausbildungsberuf Medizinische/r Fachangestellte/r. Auszubildende lernen, wie Zähne glänzend bleiben und unterstützen den Zahnarzt bei seiner Arbeit.
Organisation von Terminen und Patienten, Assistenz während der Untersuchungen, Anreichen der Instrumente und auch eigenständige Behandlungen wie Röntgenaufnahmen und Zahnreinigungen gehören zum Alltag eines medizinischen Fachangestellten.
Grundsätzlich gibt die Top-10 Platzierung der beliebtesten Ausbildungsberufe keinen Einblick darauf, welche Ausbildungsstellen tatsächlich am häufigsten besetzt werden. Jedoch gibt es statistisch gesehen für Berufe in Büro, Medizin und Kfz-Technik deutlich mehr gemeldete Bewerber als gemeldete Ausbildungsstellen.
Die Chancen auf das Finden und Besetzen einer Ausbildungsstelle können je nach Ausbildungsberuf sehr unterschiedlich sein. So bewerben sich junge Menschen eher auf beliebte Ausbildungsberufe mit besseren Perspektiven oder einem gute Image.
Ausbildung in Gefahr?: Betriebe möchten weiterhin ausbilden
Wirtschaftliche Einbußen, rückläufige Anzahl der Bewerber, Kurzarbeit: stehen zukünftige Ausbildungsplätze auf der Kippe? Müssen junge Menschen befürchten, dass sie aufgrund der Corona-Krise und dessen Folgen keinen Ausbildungsplatz bekommen?
Diese Befürchtungen sind unbegründet, denn die allgemeine Ausbildungsbereitschaft der Betriebe bleibt bestehen, immerhin gibt es immer noch mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber/innen. Natürlich sind einige Ausbildungsberufe beliebter, als andere, was sich auch in Angebot und Nachfrage spiegelt.
Weiterhin unterstützt das Land bis Ende des Jahres mit dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ die Ausbildungsbetriebe und Azubis.
Abschließend kann gesagt werden, dass einige Branchen und die damit verbundenen Ausbildungsberufe durch Corona besonders hart betroffen sind. Zu diesen Branchen zählen die Reiseindustrie und das Gastgewerbe, die Finanz- und Versicherungsbranche, Chemie- und Pharmaindustrie sowie Maschinenbau und Autoindustrie. In diesen Berufsbereichen sind wohl die stärksten wirtschaftlichen Einbußen durch die Corona-Krise spürbar. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen haben auf Kurzarbeit umgestellt.
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