Kommt Glas großflächig in Fassaden zum Einsatz, muss das Gebäude die gleichen Anforderungen an Isolierung und Energieeffizienz erfüllen wie konventionelle Gebäudehüllen, die weniger Glas einsetzen. Für Architekten und Ingenieure bringt das besondere Herausforderungen mit sich. Denn es geht darum, die Vorteile von Glas, so die durch Lichtdurchlässigkeit erzielten solaren Gewinne, mit optimaler Wärmedämmung zu kombinieren. Wird ein Glas zu dunkel entworfen, schützt es zwar gut vor der von draußen einwirkenden Sommerhitze – an der notwendigen Lichtdurchlässigkeit fehlt es dann aber. Um optimale Licht- und Energieausbeute mit möglichst wirksamem Isoliereffekt gut zu verbinden, hat man im Neubau „The Cube“ in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs eine innovative Lösung gefunden: Eine Beschichtung des Glases wird kombiniert mit einer Folie aus dem Kunststoff Polyvinylbuteral (PVB), die im Verbundsicherheitsglas einlaminiert wird. Während die solarabsorbierende PVB-Folie die Wärme absorbiert, also aufnimmt, reflektiert andererseits die Beschichtung einen Teil des auftreffenden Lichts.
Was sich wie ein Paradoxon anhört, kombiniert somit in der Praxis das beste zweier Welten. Somit wurde das Gebäude anlässlich des Jahr des Glases der Vereinten Nationen 2022 als Ort des Glases ausgewählt. „Diese bundesweit zahlreichen Orte des Glases sind lebendige Orte der Begegnung, viele von ihnen stehen den Menschen offen, so auch das Erdgeschoss von The Cube“, erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas, Jochen Grönegräs.
In „The Cube“ werden im Grundsatz bekannte Technologien, Solarfolien einerseits, Beschichtungen andererseits, in einer erfolgreichen Kombination eingesetzt. Der innovative Ansatz hat zu weiteren erfolgreichen Umsetzungen geführt. Denn nachdem sich der Ansatz bei dem 2020 bezogenen Glaswürfel bewährt hat, wird er bereits in weiteren Gebäuden eingesetzt, wie Fassadenexperte Joachim Fauth vom Ingenieurbüro Drees & Sommer erklärt. Die Folie sorge für die Aufnahme von Sonnenenergie, so dass sich die dahinterliegenden Räume nicht zu stark aufwärmen. Damit ergänzt sie den reflektierenden Effekt der Sonnenschutzbeschichtung. Darüber hinaus, so Fauth, trage eine weiter kombinierte statische Spezialfolie zur Reduktion der Glasdicke, Erhöhung der Lebenserwartung und Sicherheit der Verglasung bei, was sich wiederum positiv in der CO2 Bilanz niederschlage.
„Beschichtungen sind für die Glasindustrie und ihre Kunden ein wichtiges Thema, sei es an den Orten des Glases oder anderswo. Das zeigt: Die Glasindustrie stellt sich den stetig steigenden Anforderungen an Klimaschutz und Komfort in Wohn- und Gewerbeimmobilien“, erklärt BF-Geschäftsführer Grönegräs. Seit im späten 13. Jahrhundert die Vorläufer heutiger Brillen aus Quarz und Bergkristall entstanden, haben Glas-Produkte für Industrie und Verbraucher eine steile Karriere hingelegt. Gefertigt werden sie aus Siliciumdioxid, vereinfacht gesagt Sand, als wichtigstem Rohstoff, dem je nach Produkt andere Stoffe beigegeben werden. „Was sich einfach anhört, ist ein sehr anspruchsvoller und auch energieintensiver Prozess. Glas ist für zahlreiche Industriezweige, von Arzneien bis hin zur Umhüllung von Lebensmitteln, ein zentraler Einsatzstoff am Standort Deutschland. Das sollte in der derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Gemengelage nicht vergessen werden“, mahnt Grönegräs.
Zum Bundesverband Flachglas (BF gehören die Hersteller und Veredler von Glasprodukten für Bauanwendungen. Die Branche mit ihren rund 26.000 Mitarbeitern vertrieb im vergangenen Jahr Flachglasprodukte mit einem Wert von ca. 2,9 Milliarden Euro. Diese Werte addieren sich aus den Produkten der Floatglas-Hersteller, der Glasbeschichter, der Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Einscheibensicherheits- und Verbundsicherheitsglas spezialisiert haben, sowie der Produzenten von Isolierglas. Heute gehören dem BF mehr als 90 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt über 180 Betriebsstätten und darüber hinaus rund 70 Fördermitglieder an.
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