Fangstopp für Aal gefordert

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat heute sein wissenschaftliches Gutachten über die Fangmöglichkeiten für den bedrohten Europäischen Aal im Jahr 2022 veröffentlicht. Die Wissenschaftler empfehlen, jeglichen Aalfang in allen Gewässern einzustellen. Das Gutachten enthält erstmals die klare Aufforderung, auch die Fänge von Jungtieren zur Aufstockung der Aalbestände in Flüssen und Seen zu unterbinden, weil diese Besatzmaßnahmen nicht nachweislich dem Anwachsen des Bestandes dienen, sondern die Sterblichkeitsrate erhöhen. Bei ausgewachsenen Aalen verzeichnet Deutschland mit 485 Tonnen die höchsten Fangmengen innerhalb der EU, gefolgt von Dänemark.

„Der Europäische Aal ist vom Aussterben bedroht, ein vollständiges Fischereiverbot ist daher überfällig, um diese Art zu erhalten.  Es ist an der Zeit, dass die EU die Befischung des Europäischen Aals einstellt und sich auf die Erholung des Bestandes konzentriert“, fordert Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF Deutschland. „Entscheidend ist, dass Aale in all ihren Entwicklungsstadien und Lebensräumen geschützt werden. Keine Glasaalfischerei mehr, die im Namen der Bestandserhaltung betrieben wird und oft nur dem Erhalt der Aalfischerei oder Freizeitangelei dient“. Bei der Wiederaufstockung der Bestände werden wild lebende Glasaale an südeuropäischen Küsten gefangen, dann gemästet und später an einem anderen Ort – häufig auch in deutschen Flüssen – wieder ausgesetzt, wobei das Risiko besteht Viren und Krankheiten aus der Mast zu verbreiten. Etwa 40 Prozent der Glasaale überleben schon Fang und Transport nicht. In Deutschland wurden laut „Fischerblatt“ in 2021 rund eine halbe Million sogenannte vorgestreckte (also vorab gemästete) Aale in Gewässer gesetzt.

Die Umsetzung der bisherigen Schutzbestrebungen der EU verläuft zu langsam und ungleichmäßig. Mit Irland und Slowenien haben bisher nur zwei EU-Staaten die Fischerei auf Aal geschlossen. In Deutschland sind die vor allem Anlandungen in der Freizeitfischerei mit 276 Tonnen für 2019 weiterhin sehr hoch, zusätzlich fielen 209 Tonnen Fang in der kommerziellen Fischerei an. Es werden vor allem in der Ostsee Gelb- und Blankaale gefischt, die sich auf dem Weg zum Laichen in der Sargassosee befinden. Doch Fischerei ist nicht die einzige Bedrohung: Neben der Fischerei stellen auch die Verschmutzung der Gewässer und Flussbebauungen wie Dämme, Wehre, Wasserkraftwerke und Turbinen tödliche Hindernisse auf der Wanderung der Aale durch Europas Flüsse dar.

Hintergrund Aal:
Aale haben einen komplexen Lebenszyklus, durchlaufen mehrere Lebensstadien und werden im Allgemeinen 10-20 Jahre alt. Die sehr kleinen, durchsichtigen Aale, die jedes Jahr an den europäischen Küsten ankommen, werden Glasaale genannt. Wenn sie Brack- oder Süßwasser erreichen, verwandeln sie sich in weniger durchsichtige Aale und wachsen dann zu Gelbaalen heran, die bis zu 25 Jahre lang an unseren Küsten, oder in Flüssen und Seen leben. Als ausgewachsene Blankaale treten sie die lange Reise an ihren Geburtsort in die Sargassosee an, wo sie ein einziges Mal im Leben laichen.
Der Europäische Aal wird auf der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ geführt.

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