Milch ist knapp, Kosten und Preise steigen

Der Milch Marker Index lag im April 2022 bei 116 Punkten, und die Milcherzeugungskosten betrugen 47,60 Cent pro Kilogramm. Zum ersten Mal seit Beginn der Berechnung des MMI wurde trotz des starken Anstiegs fast die Kostendeckung erreicht. Die Milcherzeugungskosten stiegen seit Januar 2022 um 1,31 Cent auf 47,60 Cent je Kilogramm, das entspricht 2,8 Prozent. Der Milchauszahlungspreis stieg im gleichen Zeitraum aber sogar um 5,54 Cent bzw. 13 Prozent auf 47,20 Cent je Kilogramm, sodass die Preis-Kosten-Ratio bei 0,99 lag und die Milcherzeugungskosten im Bundesdurchschnitt damit zu 99 Prozent gedeckt waren.

Die Milchauszahlungspreise erreichten im April 2022 in Schleswig-Holstein Höchststände von 50,54 Cent und lagen in der Region Nord durchschnittlich bei 47,96 Cent pro Kilogramm, im Osten erreichten die Preise ein Niveau von 47,17 Cent pro Kilogramm und in der Region Süd von 46,30 Cent.

Damit gab es sowohl bei den Auszahlungspreisen als auch bei den Kosten deutliche Unterschiede zwischen den Regionen: Während im Osten und Norden die Kosten gedeckt waren bzw. sogar Gewinne erzielt werden konnten, gab es im Süden bei Milcherzeugungskosten von 53,43 Cent eine Unterdeckung von 13 Prozent.

MMI bei Preisverhandlungen als unterste Grenze

Es bleibt dabei: Milch ist knapp! Grund dafür sind die zahlreichen Betriebsaufgaben in den letzten Monaten. Die relativ hohen Milchauszahlungspreise sind dem Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board Frank Lenz zufolge also teuer erkauft. Er ist sich im Klaren: „Die Milchauszahlungspreise sind gestiegen, weil das Angebot gering ist und nicht, weil unsere Kosten gestiegen sind.“ Die annähernde Kostendeckung im April 2022 ist demzufolge eine Momentaufnahme. „Einerseits freuen wir uns über die hohen Milchauszahlungspreise und hoffen, dass sie auf diesem Niveau bleiben bzw. weiter steigen.“

„Andererseits ist uns schon klar“, führt Lenz weiter aus, „dass wir es mit zeitlich versetzten Reaktionen zu tun haben. Die massiven Einsparungen beim Dünger und bei Futtermitteln im Frühjahr waren notwendig zum Erhalt der Liquidität und führten im Nebeneffekt zu dieser scheinbaren Kostendeckung. Die Mindererträge bei Milch und auf dem Feld werden uns erst später einholen. Auch die rasant steigenden Energiekosten werden sich erst noch auswirken.“

Lenz ist sich bewusst, wie ungewiss und unplanbar die Zukunft ist, angesichts des Klimawandels, des Kriegs in der Ukraine und der drohenden Energiekrise. Zugleich macht er darauf aufmerksam: „Weiter steigende Milchpreise sind die Voraussetzung, um Stabilität in ungewissen Zeiten zu erlangen, für die Höfe zum einem aber vor allen Dingen für die Bevölkerung. Die Milchpreise müssen im Sommer weiter deutlich steigen. Das würde dann auch zu der Selbstverständlichkeit führen, dass die Produktionskosten gedeckt und Gewinne erwirtschaftet werden.“

Zu den deutlichen Unterschieden in den Regionen bemerkt Lenz: „Trotz starker Bündelung ist der Milchpreisanstieg im Süden auffallend gering. Bündelung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss im Sinne der Milcherzeuger*innen ausgestaltet werden. Hier ist noch viel Luft nach oben. Die Erzeuger*innen dürfen sich deutlicher für ihre Interessen einsetzen. Der MMI kann in den Verhandlungen um den Milchpreis mit der Molkerei nur die unterste Grenze sein.“

Über MEG Milch Board w.V.

Die MEG Milch Board w. V. ist die im Jahre 2007 gegründete Erzeugerorganisation der Milchbauern in der Bundesrepublik. Grundlage ist das Agrarorganisationen- und lieferkettengesetz (AgrarOLKV), welches in wesentlichen Teilen Eingang in die Satzung gefunden hat. Staatlich genehmigt wurde die Gemeinschaft von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Aufgabe der Erzeugerorganisation ist unter anderem die Aufstellung von Verkaufs- und Vermarktungsregeln für die Mitglieder. Ziel ist es, die Bündelung der Milchbauern weiter voranzutreiben, um diesen den Zugang zum Wettbewerb innerhalb der Lebensmittelkette zu ermöglichen. Unterstützung erfährt dieses wichtige Vorhaben durch das Bundeskartellamt (Sektorbericht Milch), die Europäische Kommission, den Rechnungshof der Europäischen Union und viele andere Organisationen. Alle befürworten die Bündelung der Milchbauern, damit diese einen die Produktionskosten deckenden Rohmilchpreis und damit ein angemessenes Einkommen erzielen können.

Besondere Satzungsaufgabe ist die Ermittlung der Produktionskosten unter Einbeziehung eines plausiblen Einkommensansatzes und unter Berücksichtigung des eingesetzten Kapitals für Boden und Pacht.

Die MEG Milch Board w. V. stellt somit ein wichtiges Instrument dar, um die Milchbauern aus der Umklammerung von privaten und genossenschaftlich organisierten Molkereien zu lösen. Letztere haben es bis heute nicht vermocht, die Wertschöpfung aus dem gelieferten Rohstoff an die Erzeuger weiterzugeben. Folge sind unzureichende Einkommen der Landwirte. Da insbesondere die Produktionskosten in den letzten Jahren exorbitant angestiegen sind, der Rohmilchpreis aber eher stagnierte, ist es zentrales Anliegen der MEG Milch Board w. V., den Milchbauern die wichtige Teilnahme am Markt zu eröffnen.

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