Parabiose – Grausame Suche nach dem Jungbrunnen

US-Forscher verbinden chirurgisch den Blutkreislauf von jungen und alten Mäusen, um zu schauen, ob dadurch das Leben der alten Tiere verlängert wird. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche verurteilt die Experimente als ethisch und wissenschaftlich verwerflich.

Bei der sogenannten Parabiose-Forschung werden zwei Tiere, meist Mäuse, operativ zusammengenäht, so dass sie einen gemeinsamen Blutkreislauf entwickeln. Dies führt zu einem Austausch der Inhaltsstoffe des Blutes. Mit dieser Methode erhofft man sich Erkenntnisse für die Altersforschung oder für die Heilung menschlicher Krankheiten.

Im aktuellen Fall aus Durham, USA wurde jeweils einer 20 Monate und einer 3 Monate alten Maus ein Teil der Haut an einer Seite entfernt und die Tiere in dem Bereich zusammengenäht. In 2 Vergleichsgruppen wurden jeweils 2 junge und 2 ältere Mäuse zusammengenäht. Erst 12 Wochen später wurde die Verbindung wieder getrennt. Das entspricht etwa einem Zehntel der Lebensspanne von Mäusen, auf die Lebenserwartung des Menschen umgerechnet, 7-8 Jahre.

„Solche Versuche sind extrem grausam und deshalb ethisch nicht vertretbar“, so Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. „Mäuse sind zwar sehr sozial, aber gar keine Möglichkeit zum Rückzug zu haben, bedeutet eine extreme Stresssituation und hohe Belastung für die Tiere.“ Zu dieser Einschätzung kam auch eine deutsche Genehmigungsbehörde, als 2007 die Medizinische Hochschule Hannover Parabioseversuche mit Mäusen plante, und lehnte den Antrag aus Tierschutzgründen ab.
Beschrieben wurde die tierexperimentelle Parabiose zum ersten Mal Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Zoologe Paul Bert zwei Ratten miteinander vernäht hat. Bis in die 1960er Jahre wurden häufig Mäuse künstlich wie Siamesische Zwillinge verbunden, um verschiedene Krankheiten zu ergründen. In den letzten Jahren kam es im Rahmen der Stammzell- und Altersforschung erneut zu einem Aufschwung dieser äußerst fragwürdigen Methode.

Die älteren Tiere der amerikanischen Studie lebten, wenn sie mit jüngeren Mäusen zusammengenäht waren, 6 Wochen länger als die Mäuse der Vergleichsgruppe, was die Forscher als Erfolg angesehen haben. Aber zu glauben, dass das eine Relevanz für den Menschen hat, also die Ergebnisse auch zu mehr Lebensjahren beim Menschen führen können, ist fatal. Denn der menschliche Organismus unterscheidet sich nicht nur gravierend von dem der Maus, sondern wird auch in etwa 80 Jahren mit ganz anderen Einflüssen und Lebensumständen konfrontiert als eine in einer künstlichen Umgebung gehaltene Maus innerhalb von 3 Lebensjahren.

„Das zeigt mal wieder, was für ein absurdes und völlig veraltetes System die tierexperimentelle Forschung ist“, meint Dr. Gaby Neumann, „denn trotz der rasanten Entwicklung innovativer tierversuchsfreier Methoden, werden wie vor über 150 Jahren Tiere aneinandergenäht. Um Ergebnisse zu bekommen, die aufgrund der fehlenden Übertragbarkeit keine Relevanz für den Menschen haben.“

Weitere Informationen
Mäuse zusammengenäht. Pressemitteilung vom 06.07.2007 >>

Quelle
Zhang B et al. Multi-omic rejuvenation and life span extension on exposure to youthful circulation. Nature Aging 2023; doi.org/10.1038/s43587-023-00451-9

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