„Positive Begegnungen in einer nicht immer positiven Zeit“

Junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen sehen sich oft vielen Herausforderungen gleichzeitig gegenüber. Das kann schnell überfordern. Hilfe erhalten sie dabei seit Mai 2021 durch das Projekt „Zwei mit Ziel“, das die Organisation International Rescue Committee (IRC) ins Leben gerufen hat. Gefördert von der Klaus Tschira Stiftung werden Jugendliche und junge Erwachsene in Mannheim ein Jahr lang von einem Mentor oder einer Mentorin betreut. Diese Bezugsperson steht ihnen vor allem dort zur Seite, wo Behörden, Schule und Familie den Bedarf nicht decken können. Von ihren persönlichen Erfahrungen berichten Mentorin Henrike und Mentee Asmaa.

Henrike, die Mentorin

Henrike ist seit Frühjahr letzten Jahres Mentorin bei „Zwei mit Ziel“ und hat bereits zwei Mentees betreut. Über die Website der Stadt „mannheim.de“ sei sie auf das Projekt gestoßen und habe sich direkt angesprochen gefühlt. Sie wohnt seit sechs Jahren in Mannheim und ihr ist aufgefallen, dass die Stadt zwar multikulturelle Vielfalt ausstrahlt, jedoch zwischen den Gruppen kaum Vernetzung stattfindet. Bei „Zwei mit Ziel“ sieht sie die Möglichkeit, daran etwas zu ändern.

Mit ihrer ersten Mentee Jusra (Name geändert), einer Syrerin Anfang 20, steht Henrike noch immer in Kontakt. „Am Anfang war es schwierig sich zu verstehen, aber im Laufe der Zeit wurde die Kommunikation immer besser“, erinnert sie sich. Als sie sich erstmals treffen konnten, sei es auch darum gegangen, ein Verständnis für das Programm zu schaffen. „Geflüchtete Jugendliche sind es gewohnt, von Behörden und Schulen Pflichten auferlegt zu bekommen. Das Mentoring sollen sie als ein Angebot verstehen – das deshalb aber nicht weniger sinnvoll ist“, erklärt Henrike.

Der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung steht im Vordergrund

Ist die Basis geschaffen, geht es darum, mögliche Ziele der Mentees zu ermitteln. „Wir wollen gerade dort helfen, wo die Mentees noch keine Unterstützung erfahren“, sagt Henrike, „aber das müssen wir erst herausfinden.“ Wie in jeder anderen Art von Beziehung, müsse auch beim Mentoring zunächst das nötige Vertrauen aufgebaut werden, damit offen miteinander kommuniziert werden kann. „Dafür braucht es Feingefühl und Geduld“, erklärt sie. Eine Herausforderung können neben kulturellen auch sprachliche Barrieren sein. Letztlich ist die Frage nach den eigenen Zielen aber nicht nur für Jugendliche mit Flucht- oder Migrationserfahrung schwer zu beantworten.

Jusra war zu Beginn des Mentorings auf der Suche nach einer Ausbildung. Außerdem nahm sie an einem Deutschkurs teil. Bei beidem unterstützte Henrike sie. „Das war aber gar nicht das Wesentliche unserer Mentoring-Beziehung. Es ging mehr darum, für sie als Ansprechpartnerin und Stütze da zu sein und sich für sie zu interessieren – und zwar als eine Unbeteiligte, die nicht Teil ihres gewöhnlichen Umfelds ist“, verdeutlicht Henrike.

Ein bereichernder Austausch für beide Seiten

Bald lud die Mentee Henrike zu ihrer syrischen Familie ein. In besonderer Erinnerung blieb ihr dabei ein Gespräch mit dem Bruder der Mentee. Dieser meinte, er hätte sich noch nie so intensiv mit einer Deutschen unterhalten – dabei lebe er schon seit sieben Jahren in München. „Ich habe bei meinem Besuch neue Perspektiven kennenlernen können“, stellt Henrike fest.

Was ist für gutes Mentoring notwendig? Es brauche ein Mindestmaß an Empathie und Sensibilität, außerdem eine gewisse Aufgeschlossenheit, betont Henrike. Der Rest käme dann von allein, auch mit der Unterstützung von IRC. Die Projektleitung steht sowohl für die Mentees als auch für die Mentorinnen und Mentoren als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Darüber hinaus bietet sie Workshops an sowie Reflexionsräume für Mentorinnen und Mentoren. Bei einem regelmäßigen Stammtisch können sie sich über ihre Erfahrungen austauschen.

Asmaa, die Mentee

Asmaa ist 2014 mit ihrem Kind aus Syrien geflüchtet und seit April Mentee bei „Zwei mit Ziel“. Derzeit ist sie auf der Suche nach einer Ausbildung zur Erzieherin. In Syrien hatte sie englische Literatur studiert und nebenbei schon als Erzieherin gearbeitet.

Das Projekt gefällt ihr bisher sehr. „Unterstützung ist immer gut!“, sagt die Syrerin. Als Alleinerziehende laufen bei ihr viele Dinge parallel. Das ist manchmal zu viel. Die Gespräche mit ihrer Mentorin Charlotte helfen ihr, eine neue Perspektive einzunehmen. „Man sieht Dinge anders, wenn man mit anderen Menschen darüber redet“, meint Asmaa. Ein bis zwei Mal im Monat treffen sich die beiden, um sich auszutauschen. Bald wollen sie zusammen kochen. Ihre Mentorin Charlotte hat eine Vorliebe für die Küche aus dem Nahen Osten und Asmaa kocht gerne Gerichte aus ihrer Heimat – das passt!

Mit Charlotte habe Asmaa eine Ansprechpartnerin aus einem völlig anderen Umfeld, mit anderen Erfahrungen, die durch ihre Fremdheit auch unbefangen sei. „Natürlich sind da Familie und Freunde, aber denen möchte man nicht immer erzählen, was einen belastet und wie es einem geht“, erklärt sie. Dadurch entstehe für sie ein sicherer Raum zum Sprechen. Insbesondere für Geflüchtete, die ihre Familie zurücklassen mussten, sei es unglaublich wichtig, eine Bezugsperson zu haben.

Und warum lohnt sich das Projekt auch für die Mentorinnen und Mentoren? „Es gibt einem auch etwas zurück, den Mentees in irgendeiner Form weiterzuhelfen“, erklärt Henrike. Asmaa bringt es auf den Punkt: „Positive Begegnungen in einer nicht immer positiven Zeit.“

International Rescue Committee

International Rescue Committee (IRC) ist eine internationale Hilfsorganisation, die 1933 auf Anregung von Albert Einstein gegründet wurde. Seitdem unterstützt IRC Menschen, die vor Krisen, Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen fliehen müssen. Seit 2016 ist IRC in Deutschland präsent. Mehr als 200 Mitarbeitende engagieren sich hier inzwischen mit Unterstützung deutscher und europäischer Geber in Projekten für krisenbetroffene Menschen in mehr als 50 Ländern weltweit. In Deutschland selbst führt IRC Deutschland in allen 16 Bundesländern Programme zur Integration schutzsuchender Menschen in den Bereichen Bildung, wirtschaftliche Integration sowie Schutz und Teilhabe durch.

Über Klaus Tschira Stiftung gGmbH

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de.

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